Wir stellen regelmäßig Vertrauensleute des Jerusalemsvereins vor, die Ansprechpartner in Ihrer Region sind. Matthias Kraft (49) ist Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Brensbach in Hessen.
Partei für die eine oder andere Seite im Nahostkonflikt zu ergreifen, das findet Matthias Kraft nicht angemessen. „Die Lage im Heiligen Land ist viel komplizierter, als man es in Deutschland wahrnimmt“, sagt er. „Wie vielfältig die israelische Gesellschaft ist, dass es arabische Israelis gibt und christliche PalästinenserInnen – das sind einige der Aspekte, auf die ich gern aufmerksam machen möchte.“ Etwa in Vorträgen, die er als Vertrauenspfarrer des Jerusalemsvereins bei Gemeindeveranstaltungen hält, oder in Diskussionen zum Thema Nahost.
Interesse am Heiligen Land hat Matthias Kraft seit dem Alter von 14, 15 Jahren: „Mein Konfi-Pfarrer Helmut Klein war im Jerusalemsverein und hat mich für den Orient begeistert“, sagt er. Nach Israel reiste er dann erstmals nach dem Abitur, wenig später auch nach Syrien. 1998 legte er in Marburg sein Examen in Evangelischer Theologie ab.
Die Zeit zwischen den Prüfungen nutzte Matthias Kraft für ein Volontariat in Jerusalem. Er arbeitete im Johanniter-Hospiz in der Altstadt. „Gästezimmer putzen, Frühstück vorbereiten, Andachten halten – auch mal gegenüber in der Erlöserkirche“ – das waren dort seine Aufgaben. Die meiste Zeit des Volontariats absolvierte er bei der ökumenisch-theologischen Forschungsgemeinschaft in Westjerusalem. „Bei Petra Heldt“, berichtet er.
„Das war eine sehr eindrückliche Erfahrung. Weil mir durch den Wechsel vom arabisch-palästinensisch geprägten Ostteil der Stadt nach Westjerusalem plötzlich ein ganz anderer Blickwinkel eröffnet wurde – und ich neben der Vielfalt der christlichen Ökumene auch die jüdisch-israelische Perspektive kennenlernen konnte.“
Nach seinem Examen entschied sich Matthias Kraft allerdings für eine tanzpädagogische Ausbildung, da seine Landeskirche damals kaum theologischen Nachwuchs übernahm. Er arbeitete einige Jahre als Tänzer für Musicals – bis er schließlich doch einen Vikariatsplatz bekam. Eine wichtige Station auf seinem Weg war Istanbul, wo Kraft in der deutschen evangelischen Gemeinde ein Spezialvikariat machte.
Neben Hebräisch und Arabisch spricht er deswegen auch Türkisch. Und hielt als Pfarrer seiner ersten Gemeinde in Bad Schwalbach engen Kontakt mit der Moschee-Gemeinde. Interreligiöser Dialog mit jüdischen und muslimischen Menschen sei für ihn und seine theologische Arbeit wichtig, sagt Kraft. „Da hat mich die Zeit in Jerusalem sehr geprägt.“