Nach verheerender Explosion: Beten für die Menschen in Beirut

„Wir beten für Beirut“, erklärte der evangelisch-lutherische Bischof Sani Ibrahim Azar. Er berichtet aus Jerusalem von den immensen Zerstörungen in der libanesischen Hauptstadt.

„Wie viele Menschenleben insgesamt zu beklagen sind, ist uns noch nicht bekannt“, sagte Azar. Die Wucht der Explosionen sei so groß gewesen, dass man sie sogar auf Zypern und in Griechenland spüren konnte, so der Bischof der Evangelischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELCJHL).

„Mehrere Krankenhäuser wurden zerstört und haben keinen Strom mehr. Die Verletzten können nicht ausreichend versorgt werden. Mit der Zerstörung des Hafens fällt zudem ein wichtiger Infrastrukturknotenpunkt zur Versorgung des Landes weg.“

Noch immer sei das komplette Ausmaß der Katastrophe nicht klar. „Das Gebiet um den Hafen ist dem Erdboden gleichgemacht, Autos wurden weggeschleudert und Gebäude in die Luft gesprengt“, berichtet Bischof Azar. Zurzeit gehe man vor Ort von weit mehr als 100 Toten aus; mehr als 4000 Menschen seien verletzt und Hunderte noch vermisst

Viele PfarrerInnen der ELCJHL haben in den vergangenen Jahren die Theologische Fakultät in Beirut besucht. Auch Azars Tochter Sally hat dort Theologie studiert. Zudem arbeitet die Partnerkirche des Berliner Missionswerkes mit mehreren christlichen Gemeinden im Libanon zusammen. Bischof Azar: „Bis jetzt wissen wir von keinen Opfern in diesen Gemeinden, aber einige ihrer Gebäude wurden erheblich beschädigt.“

Am Sonntag, 9. August, werde in den Gottesdiensten aller Gemeinden der ELCJHL der Menschen in Beirut gedacht werden: Den Toten und den Verletzten und deren Familien. Auch Spendenaktionen seien geplant, um die von der Zerstörung betroffenen Gemeinden im Libanon zu unterstützen.

Die verheerenden Explosionen in Beirut haben ein Land getroffen, das schon zuvor am Rande des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenbruchs stand. Seit Monaten befindet sich der Libanon in einer Wirtschafts- und Finanzkrise: Im März hatte der Staat sich für zahlungsunfähig erklärt. Beinahe zeitgleich legten die strikten Corona-Beschränkungen die Wirtschaft fast vollkommen lahm.

Immer mehr Libanesinnen und Libanesen drohen derzeit, in Armut abzurutschen, rund 45 Prozent von ihnen leben laut UN-Schätzungen bereits unterhalb der Armutsgrenze. Zudem ist das Land stark von Importen abhängig: Etwa 85 Prozent aller Güter, darunter auch Nahrungsmittel und Medikamente, müssen eingeführt werden.

Zugleich ist der Libanon das Land, das pro Kopf die meisten Flüchtlinge weltweit aufgenommen hat und eine Schlüsselrolle im zerbrechlichen Gefüge des Nahen Ostens spielt. „Der Libanon hat in den letzten Jahren große Solidarität gezeigt. Jetzt ist es an der internationalen Gemeinschaft, Solidarität mit dem Libanon zu zeigen und bei der Versorgung der betroffenen Menschen in Beirut zu helfen“, sagte Dr. Christof Theilemann, Direktor des Berliner Missionswerkes.

In einer Stellungnahme zu den verheerenden Explosionen erklärte er auch: „Wir sind geschockt und tief berührt von den Berichten, die uns aus Beirut erreichen. Das Berliner Missionswerk steht an der Seite seiner Partner im Heiligen Land und bittet darum, die Menschen in Beirut ins Gebet aufzunehmen.“