Die ELCJHL-Diakonie hilft Familien in Not und schafft Gemeinschaft

07.02.2024 | Viele Menschen haben infolge des Gaza-Krieges ihr Einkommen verloren. Die ELCJHL-Diakonie leistet in dieser Situation Nothilfe. Über dieses Programm und die Arbeit mit Frauen, Kindern, Jugendlichen sowie Gehörlosen schreibt die Diakonie-Leiterin Rana Zeidan.

Der Diakonische Dienst der ELCJHL nahm seine Arbeit im Januar 2021 auf, um den Familien, die von den Auswirkungen der Corona-Pandemie besonders betroffen waren, schnell Hilfe zu leisten. Von Anfang an hat uns die Erkenntnis geleitet, dass ein vielschichtiger Ansatz, der sowohl materielle Hilfe als auch psychologische Unterstützung umfasst, für die Förderung des Wohls der Familien unerlässlich ist. Denn wir sind uns bewusst, dass Auswirkungen von Konflikten und Krisen weit über die unmittelbaren materiellen Folgen hinausgehen.

Die aktuelle politische Situation in Palästina hat soziale und wirtschaftliche Missstände geschaffen, von denen Frauen, Kinder und Menschen mit Behinderungen besonders stark betroffen sind. Der Diakonische Dienst geht mit seinem inklusiven Ansatz mit Sensibilität auf die spezifischen Bedürfnisse dieser Gruppen ein und organisiert Hilfsprogramme, geistliche Impulse und seelsorgerliche Initiativen. Über die Bewältigung der unmittelbaren Not hinaus ist es der ELCJHL Diakonie wichtig, sich mit den langfristigen Auswirkungen von Konflikten auf den Einzelnen zu befassen. Durch die Bereitstellung professioneller psychologischer Unterstützung und Beratung schaffen wir einen der wenigen Räume, in denen Menschen ihre Ängste, Befürchtungen und Traumata äußern können und unterstützen so die psychische Erholung. Dieses Engagement geht über die unmittelbare Krisenhilfe hinaus und zielt auf ein dauerhaftes körperliches und seelisches Wohlbefinden ab.

Der Diakonische Dienst ist in verschiedenen Regionen in Palästina und Jordanien tätig. Durch das Projekt »Abraham-Zelt« und die Zusammenarbeit mit den lutherischen Schulen erreichen wir auch Kinder und sorgen dafür, dass sie nicht nur schulische Unterstützung erhalten, sondern auch die für ihr ganzheitliches Wohlergehen notwendige Fürsorge und Aufmerksamkeit. Der Dienst engagiert sich besonders für Frauen, die in einer patriarchalischen Gesellschaft nur begrenzte Entwicklungsmöglichkeiten haben und stärkt sie durch Bildungsprogramme, Workshops und  individuelle Unterstützung. Ein weiterer – in Palästina einzigartiger – Arbeitsbereich ist sein besonderer Einsatz für die Gehörlosen, wobei wir die Bedeutung von Inklusion und Barrierefreiheit betonen. Durch das Eingehen auf die besonderen Bedürfnisse der Gehörlosen möchte der Dienst Brücken bauen und Ihnen die Möglichkeit geben, sich stärker in das gesellschaftliche Leben einzubringen. Darüber hinaus unterstützen wir bedürftige Familien, insbesondere in Krisenzeiten. Dazu gehört die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln, medizinische Hilfe und Nothilfe. Wir wissen um die verändernde Kraft der Bildung und unterstützen die schulischen und akademischen Ziele junger Menschen durch die Übernahme von Schul- und Studiengebühren.

In den letzten Monaten des eskalierenden Konflikts konnte der Diakonische Dienst seine Arbeit ausweiten und unterstreicht damit sein Engagement für die Menschen in der Region, angesichts der zunehmenden Nöte. Viele Familien haben Schwierigkeiten, Lebensmittel, Benzin, Brennstoff und medizinische Hilfe zu finanzieren. Die verstärkten Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und die Ausbreitung militärischer Kontrollpunkte im zersplitterten Westjordanland haben dabei Hausbesuche und die Bereitstellung von Hilfsgütern für bedürftige Familien erschwert. Dadurch wurde auch die Arbeit vieler anderer Hilfsorganisationen behindert, was die Bedeutung des Diakonischen Dienstes als Rettungsanker für Menschen in Not noch verstärkt hat.

In dieser Situation hat sich die ELCJHL-Diakonie mit der Finnischen Evangelisch-Lutherischen Mission (FELM) zusammengeschlossen, um auf die wachsenden Bedürfnisse der Menschen zu reagieren. Das Team des Diakonischen Dienstes der ELCJHL, bestehend aus Rana Zeidan, Leiterin des Dienstes, und Shadin Nassar, Programmkoordinatorin, erarbeitete einen Finanzierungsplan für die Nothilfe. Mit der großzügigen Unterstützung der FELM wurde ein umfassender Soforthilfeplan verabschiedet, der für 180 Familien, die mit den wirtschaftlichen Folgen des Krieges zu kämpfen haben, zu einem Rettungsanker wurde. Die Soforthilfemittel wurden vorrangig für die Bereitstellung von Lebensmittelgutscheinen für Familien verwendet, die ihre Einkommensquellen verloren haben. Neben der Nahrungsmittelhilfe verteilte der Dienst auch Gasheizgeräte an Familien in Beit Jala, Bethlehem und Beit Sahour, um ihnen in der kalten Jahreszeit das Heizen zu ermöglichen. FELM und ELCJHL-Diakonie konnten auch zusätzliche Mittel für medizinische Hilfe bereitstellen. Diese Unterstützung umfasst das Bezahlen von notwendigen Medikamenten, die Finanzierung von medizinischen Behandlungen und die Übernahme von Krankenhausrechnungen für diejenigen, die sich diese nicht leisten können. Der Dienst hat in die medizinische Nothilfe besonders auch die Gehörlosen mit eingeschlossen.

Die Nothilfe schließt auch hat die Übernahme des Schulgeldes für Schülerinnen und Schüler ein, deren Eltern aufgrund des Konflikts arbeitslos geworden sind. Wir unterstützen vorrangig lutherische Familien, aber auch andere, sofern die Mittel dies zulassen. Insgesamt haben wir 96 junge Menschen bei den Schul- und Universitätsgebühren unterstützt. Diese Förderung kommt sowohl christlichen als auch muslimischen Familien zugute.

Der Diakonische Dienst ist Partnerschaften mit lokalen Organisationen eingegangen, darunter das Bethlehem Bible College, die Shepherd´s Society, das Caritas-Krankenhaus und die Caritas Jerusalem. Gemeinsam haben wir ein gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut, das Menschen in Not je nach ihrer speziellen Situation effizient an die am besten geeignete Organisation weiterleitet.

Insbesondere in Bethlehem, wo das Einkommen vieler Menschen vom Tourismus abhängt, wollen wir die Auswirkungen von Arbeitsplatzverlusten bekämpfen. Insbesondere Frauen sollen dabei unterstützt werden, ein eigenes kleines Unternehmen zu gründen, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Angesichts des anhaltenden und sich verschärfenden Konflikts ist der Bedarf an Hilfsmaßnahmen für die besonders betroffenen Menschen noch nie so groß gewesen wie heute. Der Diakonische Dienst steht an vorderster Stelle, wenn es darum geht, Familien, die mit den Folgen des Krieges leben müssen, die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Spenderinnen und Spendern, die uns bei der Durchführung dieser Initiativen unterstützen. Mit Ihrer Spende werfen Sie einen Rettungsanker für Familien in Not aus und leisten lebenswichtige Hilfe.

Rana Zeidan, Leiterin der ELCJHL-Diakonie

 

Foto: Rana Zeidan (2. v. l.) mit der Gehörlosen-Gemeinschaft