Nachruf auf Paul E. Hoffman

Nachruf auf Paul E. Hoffmann

Unter dieser Überschrift hat Dr. Christoph Rhein in „Im Lande der Bibel“ Ende 1994 einen Mann gewürdigt, dessen Herz für die ELCJHL und den Jerusalemsverein schlug. Es schlägt nicht mehr. Am 25. Februar, zwei Stunden vor der Sitzung des Vorstands und der Vertrauensleute, am Tag vor unserem 165. Jahresfest, ist Paul E. Hoffman, kurz P.E.H., gestorben, für viele von uns einfach „Paul“.

Fast 88 Jahre hat er erlebt, 16 davon, die er selber „den Höhepunkt meines beruflichen Dienstes in der Kirche“ genannt hat, von 1978 bis 1994 war er unser Geschäftsführer und gleichzeitig Nahostreferent im Berliner Missionswerk. Er hat die Vorstandssitzungen, die Seminare der Vertrauensleute, die Jahresfeste vorbereitet, den JV in allen mit dem Mittleren Osten befassten kirchlichen Gremien in West- und Ostdeutschland und weltweit vertreten, war für die Geschwister in der ELCJHL das Gesicht, das Ohr, der Ansprechpartner des JV, hat alle ILB-Ausgaben in dieser Zeit redaktionell betreut. Keines der 50 Hefte ohne Beiträge von P.E.H.: Meditationen, Berichte von Veranstaltungen, Kurznachrichten aus unserem Verein, Spendenbitten, Grundsatzartikel zu Fragen der Gemeinden und Schulen in Palästina, zur Partnerschaft, zur politischen Situation, zur Friedens- und Menschenrechtsarbeit, aktuelle Buchbesprechungen.

"Wie hat er sichhineingenkniet!", schreibt Christoph Rhein: „Er hatte viel begriffen von den Erfahrungen, den Leiden, den Hoffnungen der Menschen unter israelischer Besatzung und fühlte sich zur Solidarität mit ihnen, unseren Glaubensgeschwistern, verpflichtet. Für sie hat er sich engagiert, für sie hat er gestritten. Und wie konnte er streiten! Für die Menschenrechte, die Rechte der Palästinenser in einem Konflikt, in dem zwei Völker Anspruch auf dasselbe Land erheben…“ Gegen das Unrecht der Besatzung. Ebenso, von Anfang an, dafür, wie die ELCJHL „den Weg zu einer eigenständigen Kirche findet.“ Gegen Abhängigkeit und Bevormundung zwischen unseren Kirchen hier und da. Sein Ziel, schon zur Einführung von Bischof Haddad 1979 formuliert – zu lesen wie sein Testament für uns: „(Die) enge Zusammenarbeit zwischen der ELCJ und der deutschen Gemeinde in Jerusalem…“ (ist) sehr wünschenswert… Für das gemeinsame Zeugnis und den gemeinsamen Dienst der Ev. Kirche im Heiligen Land die die geistliche Verbundenheit von Arabern und Deutschen über alles kulturell und rechtlich Trennende hinweg eine wesentliche Voraussetzung.“

Denen, die sein streitbares Engagement für Frieden und Gerechtigkeit auf der Grundlage des Rechts, für offene Kritik am Besatzungsrecht, für die Eigenständigkeit der palästinensischen ev. Kirche und eine Partnerschaft auf Augenhöhe infrage stellten, konnte er zum Widersacher werden, zu einem, der in der Sache widersteht, sich den Mund nicht stopfen lässt, beharrlich und entschieden auf dem Weg bleibt, den er als richtig erkannt hat. Seine Herkunft aus den USA, seine Erfahrung mit lutherischen Kirchen in aller Welt machten ihn frei, sich unbeirrt von Forderungen nach „Ausgewogenheit“ mit aller Aufmerksamkeit loyal und weitblickend den Menschen zuzuwenden, die der JV in anderthalb Jahrhunderten in besonderer Weise im Blick gehabt hat.

Leidenschaftlich gern hat er gelehrt, sein Wissen, seine Einsichten Jüngeren weitergegeben, hat als guter Mentor in Deutschland Studierende aus der ELCJHL, auch aus anderen arabischen Ländern Geflüchtete gesammelt, begleitet, beraten, in sein gastfreies Haus eingeladen, angeregt und ermutigt, auch theologisch ihren eigenen Weg zu gehen. Dr. Mitri Raheb, Pfarrer Ibrahim Azar, zur Zeit seines Todes gerade in Berlin, können liebevoll davon erzählen, wie Paul gesellig und voller Humor, wie er war – ihnen zum Freund fürs Leben wurde, auch zum glaubwürdigen Freund ihrer Heimatkirche, auf den sie sich in einer überaus angefochtenen Zeit der ELCJHL-Geschichte unbedingt verlassen konnten.

P.E.H. konnte engagiert, kritisch, segensreich wirken, Freund werden und bleiben, auch weil andere an seiner Seite einstanden für das, was ihm nicht so lag, seinem Schriftdeutsch letzten Schliff gaben, Hand in Hand mit ihm zustande brachten, was allein nicht zu schaffen war. Stellvertretend für alle in Pauls „Jerusalemer“ Zeit soll Ingrid Koschorreck genannt sein. Paul hätte nicht der engagierte Mitarbeiter, Streiter und Freund sein können, der er war, ohne Luise Hoffman, auf allen seinen Wegen bis zum letzten Atemzug bei ihm. Ihr verdanken wir, dass P.E.H. mit Leib und Seele, mit Herz, Mund und Händen, bei seiner Sache, bei der Sache des JV sein konnte. Gott danken wir für alles, was er un mit Paul Gutes getan hat.

Jürgen Wehrmann