Die Lage der Christen in Gaza

26.03.2024 | Vor dem Ausbruch des Krieges lebten etwa 1000 Christen in Gaza. Etwa 800 sind geblieben. Sie leben auf Kirchengeländen in Gaza-Stadt.

Geschätzt 400.000 Einwohner des nördlichen Gazastreifens sind nicht vor der israelischen Militäroffensive in den Süden geflüchtet. Unter den Palästinenserinnen und Palästinensern, die im Norden verharren, sind 800 bis 850 Christen. Sie leben zusammen mit Binnenvertriebenen auf dem Gelände der katholischen Kirche zur Heiligen Familie, zu dem auch Gemeindehäuser, Schulgebäude, drei Klöstern sowie Pflegeheime gehören, und auf dem Gelände der griechisch-orthodoxen St.-Porphyrios-Kirche. Israel hat die Evakuierung des Stadtteils Zaytun angeordnet, in dem sich die Kirchen befinden.

Derzeit befinden sich rund 560 Christen, darunter 140 Kinder und 84 Personen über 65 Jahre, in der Pfarrei Heilige Familie. Die Gemeinde gibt Lebensmittel, Wasser und andere Grundversorgungsgüter für die christliche Gemeinschaft und ihr Umfeld aus. Die griechisch-orthodoxe Kirche stellt Wasser, Frühstück und Mittagessen sowie Waschgelegenheiten zur Verfügung. Außerdem verteilt sie Kraftstoff, um den Betrieb von Generatoren aufrechtzuerhalten. Diese Hilfsleistungen der Kirchen wird durch die Sozialdienste für Palästinensische Geflüchtete des Rates der Kirchen im Nahen Osten (DSPR-MECC) ermöglicht.

Katastrophale Situation im Norden Gazas

Nader Abu Amsha, Direktor des DSPR-MECC, berichtet in einer Veröffentlichung des Ökumenischen Rates der Kirchen: „Die Situation im Norden Gazas, wo sich die beiden Kirchen befinden, ist wirklich katastrophal. In der vergangenen Woche gab es heftige Kämpfe ganz in der Nähe der Kirchen, sodass es für die Menschen unmöglich war, diesen Schutz zu verlassen, um Lebensmittel zu besorgen und Hilfe zu suchen … Die Menschen essen alles, was sie finden können – sie essen Gras und Blätter von Bäumen … Wir haben die Angriffe israelischer Panzer auf Gruppen von Menschen erlebt, die auf die Verteilung von Nahrungsmitteln und Hilfsgütern gewartet haben. Die Militärs hindern mit Gewalt Nahrungsmittel- und Hilfskonvois an der Weiterfahrt in den Norden Gazas und stoppen auch LKWs, die den Norden Gazas zu erreichen versuchen.“

In den vier Monaten seit Beginn des Krieges starben 30 palästinensische Christen; 19 Menschen wurden vom Militär getötet und 11 starben aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung. Nach Angaben von Schwester Nabila Saleh von der Rosenkranzkongregation haben etwa 120 der 1000 Menschen, die zu Beginn des Krieges in der Pfarrei Zuflucht gesucht hatten, den Gazastreifen mit Notvisa oder ausländischer Staatsangehörigkeit verlassen.

Quellen: Ökumenischer Rat der Kirchen und Catholic Near East Welfare Association – Pontifical Mission for Palestine

Foto: Glockenreiter der St.-Porphyrius-Kirche in Gaza-Stadt mit benachbartem Minarett (Mazur/catholicnews.org.uk – CC BY-NC-ND 2.0 Deed)