25.07.2025 | Auf dem Gelände der katholischen Gemeinde „Heilige Familie” starben drei Menschen nach einem israelischen Angriff in Gaza. Israel spricht von einem Versehen, die Kirche von einem direkten Panzer-Beschuss.
Bei einem Angriff des israelischen Militärs in Gaza-Stadt am 17. Juli 2025 wurden in der katholischen Kirchengemeinde „Heilige Familie” drei Menschen getötet und zehn verletzt, davon drei schwer. Die Toten wurden als der 60-jährige Hausmeister der Kirche sowie zwei Frauen im Alter von 70 und 84 Jahren identifiziert. Unter den Leichtverletzten ist der Priester Gabriel Romanelli.
Angriff auf Kirche in Gaza: ein Versehen oder gezielter Beschuss?
Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem, dem die katholische Kirchengemeinde in Gaza untersteht, erklärte, dass ein Panzer ein Geschoss in Richtung der Kirche abgefeuert habe. Dabei wurden die Kirche und benachbarte Gebäude beschädigt. Das israelische Militär gab an, dass Granatenfragmente die Kirche versehentlich getroffen hätten. Premierminister Netanjahu drückte sein tiefes Bedauern darüber aus, dass ein „verirrtes Geschoss” die Kirche getroffen und drei Menschen getötet habe. Zwei Tage nach dem Vorfall telefonierte er mit Papst Leo XIV. Dieser sprach sich erneut für einen Waffenstillstand aus. In einer öffentlichen Stellungnahme forderte der Papst „ein sofortiges Ende der Grausamkeiten des Krieges“ sowie „eine friedliche Lösung des Konflikts“. Er appellierte an die internationale Gemeinschaft, die Verpflichtung zum Schutz der Zivilbevölkerung sowie das Verbot von Kollektivstrafen, willkürlicher Gewaltanwendung und Zwangsumsiedlungen der Bevölkerung zu wahren.
Katholischer und orthodoxer Patriarch besuchen die katholische Gemeide
Einen Tag nach dem Angriff reisten der lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, und der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. in das Kriegsgebiet, um der Gemeinde beizustehen. Zu dem Patriarchat von Theophilos III. gehört die zweite christliche Gemeinde in Gaza, St. Porphyrios. Die Patriarchen wollten erreichen, dass wieder ein sicherer Zugang für Hilfslieferungen ermöglicht wird und Verletzte evakuiert werden können. In einer gemeinsamen Erklärung bezeichneten die Kirchenoberhäupter den Angriff als „Missachtung der Menschenwürde, Verachtung der Unantastbarkeit des menschlichen Lebens und Schändung einer heiligen Stätte“.
In einem Interview mit dem ZDF berichtete Patriarch Pizzaballa über die dramatische humanitäre Situation in Gaza. Die katholische Gemeinde könne nur noch zweimal pro Woche Essen zubereiten: Reis und Brot. Damit sei sie jedoch gegenüber den meisten Menschen in Gaza noch privilegiert.
1000 Menschen suchen Zuflucht bei der Kirche
Seit Beginn des Gaza-Krieges haben etwa 500 Menschen auf dem Gelände der katholischen Kirchengemeinde „Heilige Familie“ Zuflucht gesucht, Katholiken, orthodoxe Christen und Muslime. Auf dem Campus leben auch zwei Priester, Ordensschwestern und Kinder mit Behinderungen in einem Heim. In der orthodoxen St.-Porphyrios-Kirche finden ebenfalls etwa 500 Menschen Unterschlupf. Sowohl die katholische als auch die orthodoxe Gemeinde liegen in Gaza-Stadt, in dem kleinen Gebiet, für das keine israelische Räumungsanordnung gilt.
Vor der Machtübernahme der Hamas im Jahr 2006 lebten etwa 5.000 Christen in Gaza. Bis zum Beginn des Krieges im Oktober 2023 schrumpfte ihre Zahl auf 1.000. In den ersten Kriegsmonaten konnten 120 Christen aus Gaza ausreisen; 50 sind während des Krieges gestorben.
Foto: Das Kirchengebäude wurde bei dem Angriff beschädigt, aber die Gemeinde kann weiterhin ihre Gottesdienste darin feiern.
Quellen:
Israel says it ‘deeply regrets’ strike on Gaza’s only Catholic church, pledges investigation
CNN, 18. Juli 2025
Tote bei israelischem Angriff auf katholische Kirche
Tagesschau, 18. Juli
Pope calls Patriarch Pizzaballa to express closeness after Gaza parish attack
Latin Patriarchate of Jerusalem, 19. Juli 2025
Pope appeals for end to Gaza ‘barbarity’
Vatican News, 20. Juli 2025
Patriarch Pizzaballa zu Gaza-Besuch:“Ich habe mich machtlos gefühlt“
ZDF, 25. Juli 2025
