„Nie wieder“ gilt für alle

22.08.2025 | Oberkirchenrat Wolfgang Schmidt, der Vorsitzende des Jerusalemsvereins, äußerte sich in einem Interview über die Bedeutung des Israelsonntags, Antisemitismus und Gaza.

In einem Interview mit der Internetredaktion der Evangelischen Landeskirche in Baden (Ekiba) warnte OKR Wolfgang Schmidt vor religiös motivierter Gewalt und plädierte für eine klare Haltung gegen Antisemitismus und für die Menschenwürde auf beiden Seiten.

Angesichts der Ereignisse um und nach dem 7. Oktober 2023 sowie des wachsenden Antisemitismus in Deutschland sagte er: „Eine Israelin, deren Vater [in der Shoa] umkam, lehrte mich das „Nie wieder“: Sie macht sich dafür stark, dass niemals wieder Menschen – wer sie auch seien – in dieser Weise Opfer von Ausgrenzung, Missachtung und Verfolgung werden. Das gilt für Juden wie Muslime, für Palästinenser und Israelis, das gilt für alle Menschen gleichermaßen … In dieser Hinsicht ist das unterschiedslose Morden der Hamas verabscheuenswürdig, wie auch das skandalöse Vorgehen Israels im Gazastreifen zu verurteilen [ist]. Der Israelsonntag erinnert daran, wo es hinführt, wenn Menschenwürde – womöglich noch religiös motiviert – missachtet wird.“

Auf die Frage nach der Lage der Christen im Heiligen Land antwortete er: Die Verzweiflung und die Empörung sind groß über das Unrecht, das täglich in der Westbank geschieht. Aber auch angesichts der Gewalt in Gaza ist man verzweifelt. Der lateinische und der griechisch-orthodoxe Patriarch waren jüngst gemeinsam in Gaza, nachdem ein israelischer Panzer die einzige katholische Kirche dort beschoss und Menschen dabei zu Tode kamen.“

Im Gazastreifen fordert Schmidt einen sofortigen Waffenstillstand. Der Not der Bevölkerung und der verzweifelten Lage der Geiseln kann man nur begegnen, indem Israel die Waffen schweigen lässt. Viele Israelis nennen die Besetzung der Westbank 1967 einen „Sündenfall“, der Israel in seinen Grundfesten bis zum heutigen Tag zersetzt. Eine fortdauernde Besetzung des Gazastreifens brächte den palästinensisch-israelischen Konflikt vollends in eine Endlosschleife. Im Übrigen sehe ich nicht, wie Deutschland und andere Länder unter solchen Umständen noch Waffen liefern können.“

Zum vollständigen Interview auf der Webseite der Ekiba >>

Oberkirchenrat Wolfgang Schmidt leitet das Bildungsreferat der Badischen Landeskirche und ist Vorsitzender des Jerusalemsvereins. Mit ihm sprach Dr. Heike Gundacker, die Internetbeauftragte der Evangelischen Landeskirche in Baden.