Bischof Dr. Markus Dröge und Direktor Herpich besuchen Menschenrechtsorganisation B’Tselem

Bischof Dr. Markus Dröge und Direktor Herpich besuchen Menschenrechtsorganisation B’Tselem

Über die Lage in Hebron informierten sich Roland Herpich, Direktor der Berliner Missionswerkes, sowie Bischof Dr. Markus Dröge, der zugleich  Aufsichtsratsvorsitzender des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) ist, während der Antrittsreise des Bischofs nach Israel und in die palästinensischen Gebiete. Die Reise war von Dr. Almut Nothnagle, Geschäftsführerin des Jerusalemsvereins und Nahostreferentin des Berliner Missionswerks, vorbereitet worden.

"Man muss Geschichten erzählen, Geschichten einzelner Betroffener, wenn man die Weltöffentlichkeit für das interessieren will, was hier geschieht", sagt Daniel Sherman, Direktor der israelischen Menschenrechtsorganisation B´Tselem, die sich seit 1989 für die Wahrung der Menschenrechte in Israel und den palästinensischen Gebieten einsetzt. Besonderheit dabei: Unter den mittlerweile 42 Mitarbeitenden sind Palästinenser ebenso wie Israelis vertreten. Sherman selbst ist Israeli und in den USA aufgewachsen, hat aber in Israel wie alle anderen jungen Leute Militärdienst geleistet. Doch die Menschenrechtsverletzungen, die Tag für Tag in den palästinensischen Gebieten passieren, die will der Politologe nicht akzeptieren.

B`Tselem, seit 1992 Partnerorganisation des EED, erzählt – und veröffentlicht – Geschichten; Geschichten von palästinensischen Familien, die aus ihren Häusern vertrieben werden; Geschichten von Bauern, die wegen der Grenzmauern nicht mehr zu ihren Feldern gelangen; Geschichten von Kindern, die auf dem Schulweg von jüdischen Siedlern mit Steinen attackiert werden. "Überall begegnen uns hier Sorge und Leid. Das muss der israelische Staat endlich stoppen", fordert Sherman.

An diesem Tag führt er die deutsche Delegation, der auch Prof. Dr. Rolf Schieder von der Berliner Humbold-Universität sowie Öffentlichkeitsreferentin Jutta Klimmt, angehören, nach Hebron. Das Herz der Stadt, in dem früher vor allem Palästinenser wohnten, das aber nach und nach von israelischen Siedlern okkupiert wurde, ist menschenleer. Dort, wo früher das Leben pulsierte, wo Händler lautstark ihre Waren anpriesen, dürfen heute verschiedene Straßen nicht mehr von Palästinensern betreten werden. Hebron ist unterteilt in zwei Zonen, und in der israelischen Zone in der Altstadt sind Palästinenser unerwünscht. Heute wohnen hier 400 Siedler, die von 1500 israelischen Soldaten „beschützt“ werden. Die Palästinenser sollen die Stadt verlassen – das jedenfalls fordern die Siedler – und viele sind bereits gegangen. 800 Läden wurden aufgegeben, 1200 Häuser stehen leer. Palästinenser, die trotz der zahlreichen Checkpoints und der Hindernisse hier bleiben, weil sie arm sind und keine Alternative sehen, dürfen teilweise ihre Häuser nicht mehr von der Straße aus betreten; sie müssen über die Dächer ihrer Nachbarn in das eigene Haus einsteigen.

Zu den hartnäckigen Familien, die geblieben sind, zählt Famlie Abu Asha. Sie war die erste Familie, die bereit war, sich von den B`Tselem-Mitarbeitern mit einer Videokamera ausstatten zu lassen, mit der sie die Übergriffe der Siedler-Nachbarn dokumentieren sollte. Das Haus ist komplett in Maschendraht gehüllt: „Sonst werfen die Siedler Müll und Steine in unsere Fenster“, erzählt Tochter Rasha den Gästen aus Deutschland.

Wie man denn hier leben könne angesichts dieser täglichen Bedrohung, fragt Bischof Dr. Dröge das Familienoberhaupt. Die Antwort ist deutlich: "Wir wollen hier nicht weggehen. Das Haus ist das Haus unserer Familie." Er könne die Bedrohung durch die Siedler bis heute nicht begreifen, sagt der alte Mann: "Früher wohnten hier in Hebron Juden und Muslime friedlich Tür an Tür. Wir haben uns gegenseitig geholfen, und wenn ich vom Feld kam, habe ich unseren jüdischen Nachbarn Gemüse und Früchte mitgebracht. Aber dann kamen irgendwann die aggressiven Siedler, und die bespucken und bewerfen uns." Angst um seine Kinder und Enkelkinder habe er oft gehabt. "Aber seit wir die Übergriffe filmen und dokumentieren, haben die Bedrohungen nachgelassen."

So begann mit Familie Abu Asha das Videoprojekt B´Tselems in Hebron. „Öffentlichkeit herstellen, Unrecht in den besetzten Gebieten bekannt machen – über Pressekonferenzen, Internetseiten, Blog-Aktivitäten und mehr – das ist eine der Aufgaben von B´Tselem“, erläutert Daniel Sherman. Zum Schluss wünschen Bischof Dr. Dröge und Roland Herpich der Familie viel Kraft. Für den Bischof steht fest: „B´Tselem leistet ungemein wichtige Arbeit für die Menschen hier. Und besonders beeindruckt hat mich, dass B´Tselem eine israelische Organisation ist, die sich für die Menschenrechte der Palästinenser einsetzt.“

www.btselem.org