Den Weg des Friedens gehen: Christen nicht aus dem Blick verlieren

25.10.2024 | Erklärung des Vorstands des Jerusalemsvereins zur Lage der Christen im Heiligen Land

Förderung und Unterstützung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land (ELCJHL) stehen im Mittelpunkt der Arbeit des Jerusalemsvereins. Entsprechend ist unser Hauptaugenmerk auf die Christen im Heiligen Land gerichtet, auf Menschen, die im aktuellen Krieg zwischen Israel und der Hamas kaum Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit erfahren. Wir sehen es als unsere Aufgabe, auf das Leid, die Not und die Verzweiflung der überwiegend in der Westbank lebenden Christen hinzuweisen. Die für viele Menschen auch dort kaum mehr auszuhaltenden aktuellen Umstände sind eine Folge des schrecklichen Massakers der Hamas am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg Israels gegen die Hamas. Allerdings belastet die Besatzung der Westbank durch Israel die Menschen dort schon seit Jahrzehnten.

Ein normales Leben ist für die Menschen in der Westbank derzeit nicht möglich. Für viele sind die Einkommensquellen weggebrochen: Kein Tourismus, keine Arbeitsgenehmigungen für Palästinenser in Israel. Menschen wissen nicht, wie sie Lebensmittel, Medikamente oder Strom bezahlen sollen. Der Jerusalemsverein hilft hier mit der Aktion „Familien in Not“.

In der Westbank besteht ein Gefühl der permanenten Bedrohung: Die vielen zum Teil neuen Checkpoints, an denen auch scharf geschossen wird, anlasslose Hausdurchsuchungen durch die israelische Armee sowie willkürliche Verhaftungen haben vielen Palästinensern den Boden unter den Füßen weggezogen. Hinzu kommt die zunehmende Siedlergewalt bis in palästinensische Ortschaften hinein. Palästinenser beklagen einen Kontrollverlust über das eigene Leben und Entmenschlichung. Verstört und voller Angst verlassen viele kaum mehr ihre Häuser, geschweige denn ihre Orte. Schulkinder sind traumatisiert und gehen nicht mehr zur Schule. Das Leben der Menschen, einschließlich der Christen ist gefährdet. Wer es nicht mehr aushält und es sich leisten kann, wandert aus, wie mittlerweile mehrere dutzend christliche Großfamilien aus dem Raum Bethlehem allein im letzten Jahr. Es muss aber eine Zukunft für christliches Leben im Heiligen Land geben, soll das Land der Bibel nicht zu einem Museum aus Steinen werden.

Der Hoffnungslosigkeit wollen wir begegnen! Wir beten für ein Ende des Leids der Menschen in Gaza, der Westbank, in Israel und dem Libanon. Wir fordern eine Waffenruhe und einen gerechten Frieden, der den Palästinensern eine Zukunftsperspektive für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit eröffnet. Und wir appellieren an alle, die Verantwortung tragen, sich wo immer möglich, für diese Ziele einzusetzen.

Berlin, den 19. Oktober 2024