13.08.2025 | Während ihres Besuchs beim Ökumenischen Rat der Kirchen bekräftigte die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs die Vebundenheit mit dem ÖRK, sprach aber auch den Konflikt um den Begriff „Apartheid“ in Bezug auf Israel und Palästina an.
Die Ratsvorsitzende der EKD, Kirsten Fehrs, stattete der Führung des ÖRK in Genf einen dreitägigen Antrittsbesuch ab. Im Austausch mit dem Generalsekretär des ÖRK, Prof. Dr. Jerry Pillay, und dem Vorsitzenden des Zentralkomitees des ÖRK, Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, kam auch eine Erklärung des ÖRK-Zentralausschusses vom Juni 2025 zur Sprache. Darin wird von einem „System der Apartheid“ gesprochen, „das Israel dem palästinensischen Volk auferlegt und damit das Völkerrecht und das moralische Gewissen verletzt“. Die EKD hatte in einer Stellungnahme die Verwendung des Begriffs „Apartheid“ kritisiert.
EKD lehnt Begriff „Apartheid“ in Bezug auf Israel und Palästina ab
„Wir teilen die Sorge um die Menschen in der Region und das gemeinsame Ringen um Wege zum Frieden“, betonte die EKD-Ratsvorsitzende Fehrs in den Gesprächen. Zugleich machte die EKD-Delegation deutlich, dass sie die Verwendung des Begriffs „Apartheid“ aus sachlichen wie auch aus dialogischen Gründen ablehnt. „Unser Ziel ist es, den Dialog zu eröffnen und die noch bestehenden fragilen Gesprächsfäden nicht abreißen zu lassen. Worte, die Gräben vertiefen, gefährden dieses Ziel“, so die Ratsvorsitzende. Sie verurteilte erneut die Brutalität der Hamas und deren Mitverantwortung für die unmenschliche Situation in Gaza. Im Einklang mit ihrem Fokus auf Dialog werde die EKD den engen Austausch mit dem ÖRK konsequent fortsetzen und vertiefen.
Der Generalsekretär des ÖRK, Jerry Pillay, drückte seine Wertschätzung gegenüber der EKD für ihre klare Stellungnahme aus. Er betonte, dass die Erklärung des Zentralkomitees in dieser Angelegenheit durch den Kampf des palästinensischen Volkes für Freiheit und Anerkennung motiviert und von den einschlägigen Grundsätzen und Bestimmungen des Völkerrechts geleitet sei – insbesondere der Advisory Opinion des Internationalen Gerichtshofs vom Juli 2024. Er bekräftigte, dass dies keine leichte Entscheidung für den ÖRK gewesen sei, die jedoch durch die katastrophale Lage in Gaza, die die dringende Notwendigkeit der Einhaltung des Völkerrechts deutlich gemacht habe, notwendig geworden sei und nach intensiven Gesprächen und Gebet getroffen wurde.
Bedford-Strohm: Diskussion darf nicht vom Blick auf die Hungersnot in Gaza ablenken
Der Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, Heinrich Bedford-Strohm, räumte ein, dass es unterschiedliche Auffassungen darüber gebe, ob der Begriff „Apartheid“ geeignet sei, die Situation der Palästinenser unter israelischer Besatzung zu beschreiben. „Doch die Diskussion darüber darf uns nicht davon ablenken, auf die Hungersnot zu blicken, die gerade jetzt in Gaza herrscht und täglich weitere Opfer fordert – insbesondere unter Kindern, die am verletzlichsten sind“, sagte er. „Jeder politische Schritt in dieser Situation kann nur ein Ziel haben: Das furchtbare Leiden auf allen Seiten muss beendet werden, und die Tür zu einem friedlichen Zusammenleben von Israelis und Palästinensern muss geöffnet werden“, fügte er hinzu.
Kirsten Fehrs betont die Bedeutung der ökumenischen Bewegung
Bei dem dreitägigen Austausch zwischen der EKD-Delegation und der Leitung des ÖRK stand die Vertiefung der ökumenischen Zusammenarbeit in Fragen wie Frieden, Sicherheit und Bildung im Mittelpunkt. Kirsten Fehrs betonte die Bedeutung der ökumenischen Bewegung: „Gerade in Zeiten globaler Krisen brauchen wir internationale und ökumenische Organisationen wie den ÖRK mehr denn je. Nur im gemeinsamen Handeln können wir den Herausforderungen der Klimakrise, des Rassismus sowie der weltweit eskalierenden Gewalt und Kriege wirksam begegnen.“
Die EKD hat 2024 umgerechnet mehr als 880.000 Euro an den ÖRK gezahlt. Damit gehört sie unter den Mitgliedskirchen zu den größten Geldgebern des Dachverbandes.
Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs ist seit dem 12. November 2024 Vorsitzende des Rates der EKD. Auf ihrer Reise nach Genf wurde sie von Ratsmitglied Stefan Werner und dem Auslandsbischof der EKD, Frank Kopania, begleitet.
Foto: Bischof Frank Kopania, Pfarrer Prof. Dr. Jerry Pillay, Bischöfin Kirsten Fehrs, Bischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm und Herr Stefan Werner. (Von links. © Ivars Kupcis/WCC)
Quellen
„Gerade in Zeiten globaler Krisen brauchen wir internationale und ökumenische Organisationen.“
Ökumenischer Rat der Kirchen, 7. August 2025
EKD und Weltkirchenrat bekräftigen Zusammenarbeit
Evangelische Kirche in Deutschland, 6. August 2025
Erklärung zu Palästina und Israel: „Ein Aufruf zur Beendigung von Apartheid, Besatzung und Straflosigkeit in Palästina und Israel
Ökumenischer Rat der Kirchen, 27. Juni 2025
Stellungnahme zur Erklärung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) zur Lage im Nahen Osten
Evangelische Kirche in Deutschland, 4. Juli 2025