Monate lang ist der Osterfestgottesdienst der deutschen Gemeinde zu Jerusalem vorbereitet worden. Das ZDF wollte ihn aus der Himmelfahrtkirche auf dem Gelände der Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung übertragen, aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Kirche. Und von Anfang an war klar, dass der Chor der Talitha Kumi Schule den Gottesdienst mit zwei Liedern bereichern würde.
So wurde fleißig geprobt und die Lieder ins Deutsche übersetzt, damit die Fernsehzuschauer die Texte im Videotext nachlesen können. Das Drehbuch umfasste schließlich 57 Seiten. Immer blieb aber die bange Frage im Hinterkopf: Erhalten die 22 Schülerinnen und Schüler auch wirklich eine Genehmigung, um an diesem Tag die Mauer zu Jerusalem zu passieren. Unendlich viele Menschen haben sich dafür eingesetzt, besonders auch das Vertretungsbüro der Bundesrepublik Deutschland in Ramallah, Propst Dr. Uwe Gräbe und Schulleiter Dr. Georg Dürr. Der Aufwand war unglaublich, Propst Gräbe mußte extra nach Ramallah fahren und ich einen Tag später nach Jerusalem. Aber am Mittwoch hatten wir dann für jeden Schüler gleich zwei Genehmigungen, was im Nachhinein gut war, denn eine Schülerin merkte erst innerhalb des Checkpointes, dass sie ihre Genehmigung im Bus gelassen hatte.
Zur Generalprobe fuhren wir am Samstag Richtung Jerusalem. Bis zum Checkpoint war eine angespannte Stimmung im Bus. „Werden wir auch wirklich hinüberkommen?“ Aber als dann alle 22 nach der Kontrolle wieder im Bus saßen ging ein Aufatmen durch die Reihen und singend, klatschend und lachend fuhren wir Richtung Ölberg.
Auch am Sonntag hatten wir Glück und alle durften wieder nach Jerusalem, um einen wunderschönen Gottesdienst mitgestalten zu können. Als die Kameras abgeschaltet wurden, bekam der Chor spontanen minutenlangen Applaus und viele positive Rückmeldungen – die in der Zwischenzeit auch bereits per Handy aus Deutschland ankamen oder aus dem Hauptstudio des ZDF in Mainz.
Auch SKH Georg Friedrich Prinz von Preußen, ließ es sich nicht nehmen, nach dem Gottesdienst auf den Spielplatz zu kommen, auf dem sich die Schülerinnen und Schüler gerade etwas austobten, nachdem sie 45 Minuten fast regungslos stehen mußten. Prinz Georg dankte sehr eindrücklich für die Mitwirkung des Chores und für dessen tolle musikalische Leistung. Dass eine der Sängerinnen an diesem Festtag sogar die „Preußenbrosche“ trug hat ihn besonders erfreut. Diese Schülerin war im letzten Jahr auf Einladung von Prinz Georg zu Gast auf dem Stammschloß, der Burg Hohenzollern.
Nach der Einladung zu einem Eis („Darf ich wirklich ein Eis wählen, egal wie teuer es ist?“) ging es den Ölberg hinunter und die meisten entschieden sich spontan, mit der Chorleiterin Reem Handal noch zwei Stunden in Jerusalem zu bleiben. Uns allen wird dieser Gottesdienst in guter Erinnerung bleiben und wir freuen uns, dass durch die Stimmen unserer Schülerinnen und Schüler die frohe Botschaft von der Auferstehung weitergegeben wurde – diesmal einem Millionenpublikum. Das Hallelujalied endete mit der Botschaft: „Warum sucht ihr den Lebendigen unter den Toten? Geht, und verkündigt, das der Herr auferstanden ist!“
Bernhard Scheurenbrand, Verwaltungsleiter Talitha Kumi