Palästinensischer Menschenrechtsaktivist Awdah Hathaleen erschossen

04.08.2025 | Awdah Hathaleen wurde in seinem Dorf Umm al-Khair in der Region Masafer Yatta von einem Siedler erschossen. Hathaleen war an der Entstehung des mit einem Oscar ausgezeichneten Dokumentarfilms „No Other Land” beteiligt.

Am 28. Juli 2025 wurde der 31-jährige Lehrer und Aktivist gegen Siedlergewalt Awdah Hathaleen (auch „Odeh” genannt) erschossen. Mutmaßlicher Täter ist der radikale Siedler Yinon Levi, der auf einer Sanktionsliste der Europäischen Union steht. Dem Tod Hathaleens ging ein Konflikt um Räumungen in dem Dorf Umm al-Khair in der Region Masafer Yatta (South Hebron Hills/Westjordanland) voraus. Die Organisation „Holy Land Trust” berichtet, dass Hathaleen am Tag seines Todes folgenden Hilferuf absendete: „Die Siedler arbeiten hinter unseren Häusern und haben versucht, die Hauptwasserleitung für die Gemeinde zu durchtrennen. Sie wollen Wohnwagen aufstellen. Wir brauchen die Unterstützung von jedem, der dem Einhalt gebieten kann. Wenn sie die Leitung durchtrennen, wird die Gemeinde hier buchstäblich ohne einen Tropfen Wasser dastehen.“

Radikaler Siedler schießt nach Konflikt um Verwüstungen in Masafer Yatta

Yuval Abraham, Co-Regisseur des oscarprämierten Dokumentarfilms „No Other Land“, an dem Hathaleen mitwirkte, verbreitete auf X ein Video des Tathergangs. In dem kurzen Video ist zu sehen, wie Yinon Levi eine Pistole in der rechten Hand hält. Er wird von mehreren Männern zur Rede gestellt. Im Hintergrund ist ein Bagger zu sehen, auf den mindestens ein Stein geworfen wird. Der Siedler feuert zwei Schüsse in Richtung der Kamera ab, ohne in dieser Situation bedrängt oder angegriffen zu werden. Am Ende sind erregte Schreie zu hören. Ein Schuss traf Awdaah Hathaleen in die Lunge, woraufhin er verstarb. Laut Augenzeugenberichten wurde zuvor ein Palästinenser, der versuchte, den Bagger daran zu hindern, weitere Bäume auszureißen und Gebäude zu beschädigen, mit der Baggerschaufel umgeworfen.

Nach dem Vorfall verhafteten israelische Sicherheitskräfte den mutmaßlichen Täter sowie fünf Palästinenser und zwei ausländische Aktivisten. Levi wurde später aus der Haft entlassen, befindet sich aber unter Hausarrest. Ein Polizeisprecher erklärte, Levi und ein Minderjähriger seien von Steinewerfern angegriffen worden, wodurch ihr Leben in Gefahr gebracht worden sei.

Später stürmten israelische Soldaten ein Zelt, in dem der Tote aufgebahrt wurde. Sie erklärten, dass dieser Ort zu einer Militärzone gehöre, in der sich nur die Dorfbewohner aufhalten dürften, und verhafteten zwei Aktivisten. Auf eine Gruppe von Journalisten warfen sie Blendgranaten. Später wurden 18 Einheimische verhaftet. Das israelische Militär erklärte, dass nur 15 Menschen an der Trauerfeier teilnehmen dürften.

Weltweite Bestürzung über den Tod Hathaleens

Die Tötung Hathaleens löste weltweit Bestürzung aus. Das französische Außenministerium erklärte: „Frankreich verurteilt diesen Mord sowie alle vorsätzlichen Gewalttaten extremistischer Siedler gegen die palästinensische Bevölkerung in der gesamten Westbank auf das Schärfste.“

Awdah Hathaleen setzte sich in einem Gebiet, das seit Jahren unter Räumungen und Hauszerstörungen durch die israelische Militärverwaltung sowie Angriffen von Siedlern leidet, für gewaltfreien Widerstand und eine nachhaltige Dorfentwicklung ein. Sein Engagement wurde international stark beachtet, und zahlreiche Menschenrechtsaktivisten und Journalisten aus aller Welt besuchten sein Dorf Umm al-Khair. Hathaleen entstammte einer Beduinenfamilie, war verheiratet und hatte drei Kinder.

Quellen:

Oscar-winning documentary ‘No Other Land’ consultant Awdah Hathaleen killed by Israeli settler
Los Angeles Times, 29. Juli 2025

Wave of condemnation after killing of Palestinian activist in West Bank
The Guardian, 29. Juli 2025

A man of peace’: Israeli and Jewish peace activists mourn Awdah Hathaleen
The Times of Israel, 31. Juli 2025

Foto: Hadhalin – Masafir Yatta Municipal Council (CC BY-SA 2.5)