Situation in Gaza: Kirchenführer fordern gewaltfreie Konfliktlösung

Die Patriarchen, Bischöfe und Oberhäupter der christlichen Kirchen in Jerusalem setzen sich in einer gemeinsamen Erklärung für ein Ende des Blutvergießens im Gaza-Konflikt ein. Die internationale Gemeinschaft wird darin aufgerufen, sofort friedensstiftend zu intervenieren.

Erklärung der Patriarchen und Oberhäupter der Kirchen in Jerusalem

Zur gegenwärtigen verheerenden Situation in Gaza

Wir, die Patriarchen, Bischöfe und Oberhäupter der
christlichen Kirchen in Jerusalem, verfolgen mit tiefer Besorgnis,
Trauer und unter Schock den Krieg, der derzeit im Gazastreifen wütet
und die daraus folgende Zerstörung, Ermordung und Blutvergießen,
besonders zu der Zeit, in der wir Weihnachten feiern, die Geburt des
Königs der Liebe und des Friedens. So wie wir unsere tiefe Sorge
ausdrücken über den erneuten Kreislauf von Gewalt zwischen Israelis und
Palästinensern und über die andauernde Abwesenheit von Frieden in
unserem Heiligen Land, so verurteilen wir die fortgesetzten
Feindseligkeiten im Gazastreifen und alle Formen von Gewalt und
Tötungen von allen Seiten. Wir glauben, dass die Fortsetzung dieses
Blutvergießens und dieser Gewalt nicht zu Frieden und Gerechtigkeit
führen wird, sondern zu mehr Hass und Feindseligkeit – und dies wird
die Konfrontation zwischen den beiden Völkern fortsetzen.

Demzufolge rufen wir alle Verantwortlichen von
beiden Konfliktpartien auf, zur Besinnung zu kommen und von allen
Gewaltakten abzusehen, die nur Zerstörung und Leiden bringen. Wir
flehen sie stattdessen an, ihre Differenzen durch friedvolle und
gewaltfreie Mittel zu lösen.

Ebenso rufen wir die internationale Gemeinschaft
auf, ihrer Verantwortlichkeit nachzukommen und sofort zu intervenieren
und aktiv das Blutvergießen und alle Formen der Konfrontation zu
beenden. Sie sollte mit allem Nachdruck daran arbeiten, der
fortwährenden Konfrontation ein Ende zu setzen und alle Gründe für den
Konflikt zurücknehmen und endlich den israelisch-palästinensischen
Konflikt lösen durch eine gerechte und umfassende Lösung, die auf
internationalen Resolutionen gründet.

Den verschiedenen palästinensischen Gruppierungen
sagen wir: Es ist Zeit, eure Spaltungen zu beenden und eure Differenzen
zu begraben. Wir rufen in diesen besonderen Zeiten alle Gruppierungen
auf, die Interessen des palästinensischen Volkes über die persönlichen
und Gruppeninteressen zu stellen und sich sofort auf eine nationale
umfassende Versöhnung hin zu bewegen und alle gewaltfreien Mittel zu
nutzen, um einen gerechten und umfassenden Frieden in der Region zu
erreichen.

Schließlich richten wir unsere Gebete an das Kind
in der Krippe, um die Verantwortlichen und Entscheidungsträger auf
beiden Seiten – die Israelis und die Palästinenser – zu inspirieren,
sofort zu handeln, um die gegenwärtige tragische Situation im
Gazastreifen zu beenden. Wir beten für die Opfer, die Verwundeten und
für die, die gebrochenen Herzens sind. Möge der allmächtige Gott alle,
die geliebte Menschen verloren haben, mit Trost und Geduld stärken. Wir
beten für alle, die in Schrecken und Furcht leben, dass Gott sie mit
Ruhe, Sanftmut und wahrem Frieden segnen möge.

Wir rufen alle auf, den nächsten Sonntag, den 4.
Januar, als einen Tag für Gerechtigkeit und Frieden im Land des
Friedens zu begehen.

+ Patriarch Theophilos III, Griechisch-orthodoxer Patriarch
+ Patriarch Fuad Twal, Römisch-katholischer Patriarch
+ Patriarch Torkom II, Armenisch-apostolisch-orthodoxer Patriarch
Fr. Pier Battista Pizzaballa, ofm, Kustodie des Heiligen Landes
+ Anba Abraham, Koptisch-orthodoxer Patriarch
+ Erzbischof Swerios Malki Mourad, Syrisch-orthodoxer Patriarch
+ Abune Matthias, Äthiopisch-orthodoxer Patriarch
+ Erzbischof Paul Nabil Sayyah, Maronitisch-patriarchalisches Exarchat
+ Bischof Suheil Dawani, Episkopale Kirche von Jerusalem und dem Mittleren Osten
+ Bischof Munib Younan, Evangelisch-lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land
+ Bischof Pierre Malki, Syrisch-katholisch-patriarchalisches Exarchat
+ Bischof Youssef Zre’i, Griechisch-katholisch-patriarchalisches Exarchat
Fr. Raphael Minassian, Armenisch-katholisch-patriarchalisches Exarchat

(nicht autorisierte Übersetzung: Dr. Wolfgang Wittrock)