Stellungnahme des Jerusalemsvereins zu den Vorwürfen gegen Mitri Raheb

Im Zusammenhang mit der Verleihung des Deutschen Medienpreises 2011 an Pfarrer Dr. Mitri Raheb aus Bethlehem und dem 160. Jahresfest des Jerusalemsvereins im Berliner Missionswerk erreichten uns kritische Stimmen. Sie gipfeln in dem Vorwurf, wir hätten mit Mitri Raheb einen Antisemiten als Festgast zu unserem 160. Jubiläum eingeladen.

Wir haben Mitri Raheb mit großer Freude und voller Absicht eingeladen. Er steht uns nah. Wir kennen ihn seit Jahren aus vielfältigen Begegnungen, Gesprächen und als Partner bei gemeinsamen Projekten, als geschätzten Referenten bei Kirchentagen und Veranstaltungen aller Art.

Dr. Mitri Raheb arbeitet in der bedrängenden Besatzungssituation, der er mit seinen Landsleuten unterworfen ist, am Aufbau der Gesellschaft mit. Er schafft Stätten der Begegnung, Arbeitsplätze und Ausbildungs-einrichtungen, also Räume der Hoffnung. Er ermutigt nicht nur palästinensische Christen zum Bleiben in der Heimat. Er setzt sich für Alternativen zu Resignation und Gewalt ein, für eine Kultur des konstruktiven Dialogs mit den israelischen Nachbarn – also für das Recht eines Lebens in Fülle für alle – auf der Basis von Menschenwürde und Menschenrecht. Dr. Raheb hat niemals das Existenzrecht des Staates Israel bestritten, niemals hat er eine extremistische politische Agenda verfolgt, niemals hat er antisemitische Aussagen getätigt. Keiner dieser Vorwürfe ist aus den Schriften Rahebs zu belegen.

Wir haben ihn als Präsidenten der Synode der in Jerusalem beheimateten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELCJHL) um seinen Beitrag zu unserer Veranstaltung gebeten. Er vertritt eine Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes, die ihre Wurzeln in der 160 jährigen Arbeit des Jerusalemsvereins hat, vom Verein von Anfang an begleitet wurde und der Evangelischen Kirche in Deutschland durch Kirchenverträge verbunden ist.

Wir wollen hören, wie er das Wort Gottes auslegt und was er uns zu den jüngsten Entwicklungen in der arabischen Welt und über ihre Auswirkungen auf die israelisch-palästinensischen Beziehungen und die lokalen christlichen Gemeinden sagen kann.

Einstimmig beschlossen von der Mitgliederversammlung des Jerusalemsvereins am 18. Februar 2012.