Weltgebetstag 2024 Palästina: neue Liturgie liegt vor

05.01.2024 | Für den Weltgebetstag am 1. März 2024 ist eine überarbeitete Liturgie erschienen. Die Neufassung ist eine Reaktion auf Hamas-Terror in Israel, Gaza-Krieg und Kritik am Weltgebetstag in Deutschland. Sie soll dazu beitragen, dass die Stimmen palästinensischer Frauen hörbar gemacht werden.

Nach dem Hamas-Anschlag am 7. Oktober in Israel, dem Beginn des Gaza-Krieges und Kritik am Weltgebetstag (WGT) in Deutschland hatten WGT-Vorstand und Komitee im Spätherbst 2023 Änderungen am Material und eine überarbeitete Liturgie angekündigt. Die neue Gottesdienstordnung, liegt nun vor. Die Änderungen betreffen das deutsche Vorwort und die Kollektenankündigung. Der von palästinensischen Frauen verfasste Grundtext wird an wenigen Stellen ergänzt. Brunhilde Raiser, evangelische Vorstandsvorsitzende, sagte über den Hintergrund der Überarbeitung, dass die aktuelle Situation im Nahen Osten „die Bereitschaft vieler Menschen in Deutschland weiter verringert [habe], palästinensische Erfahrungen wahrzunehmen und gelten zu lassen. Die neuen Erläuterungen sollen jetzt dazu beitragen, die Worte der palästinensischen Christinnen trotz aller Spannungen hörbar zu machen.“ Die Friedensbotschaft des Weltgebetstags sei  „so wichtig wie nie zuvor“.

Kritik an der angekündigten Überarbeitung der deutschen Gottesdienstordnung äußerten das palästinensische Komitee und das internationalen WGT-Komitee, die Veränderungen an der von palästinensischen Frauen verfassten Liturgie, ablehnen. Das deutsche WGT-Komitee beruft sich angesichts der redaktionellen Änderungen auf die Internationalen Leitlinien des WGT von 2007, die Spielraum zur Kontextualisierung für Übersetzung und Gestaltung des Materials gäben. „Unsere neue Printfassung ist keine Zensur und kein unsachgemäßer Eingriff, sondern als Kontextualisierung für die spezielle deutsche Situation völlig im Einklang mit den internationalen Richtlinien“, betont die katholische Vorstandsvorsitzende, Ulrike Göken-Huismann.

Folgende Passagen wurden in der Neufassung der Liturgie verändert:

  • Das vom deutschen Komitee verantwortete Vorwort der Gottesdienstordnung wurde mit Blick auf die Terrorakte der Hamas vom 7. Oktober 2023 und den Gaza-Krieg neu formuliert.
  • Der in der alten Fassung  unkommentierte Psalm 85 wird neu eingeleitet, mit dem Hinweis, dass Psalmen alte jüdische Gebete in der Hebräischen Bibel sind, die zu den gemeinsamen Wurzeln von Judentum und Christentum gehören.
  • Nach der Lesung aus dem Epheser-Brief wurden Gedanken zu Friedenschancen in Nahost hinzugefügt.
  • Die Fürbitten wurden durch eine Bitte für alle, die seit dem 7. Oktober in Israel und Palästina „in unvorstellbarem Ausmaß unter Terror, Not und Krieg und sexualisierter Gewalt leiden“ ergänzt, gefolgt von einer kurzen „Zeit des Schweigens“.
  • Bei der vom deutschen WGT-Komitee verantworteten Kollektenankündigung wird die Zusammenarbeit von palästinensischen und israelischen Frauen hervorgehoben und dabei auf die  israelische Frauenorganisation MachsomWatch hingewiesen.

Außerdem wurde das ursprüngliche Titelbild der palästinensischen Künstlerin Halima Aziz vom Cover der Liturgie entfernt, da Vorwürfe gegen sie Hamas-freundlich zu sein, nicht ausgeräumt werden konnten.

Das deutsche Weltgebetags-Komitee hat angekündigt, dass alle, die die erste Fassung der Liturgie bestellt und erhalten haben, eine Benachrichtigung erhalten, mit der sie das neue Material als Ersatz ohne Zusatzkosten bestellen können.  Neben der Liturgie sind auch Plakat, Postkarte, Einladungsblatt und Spendentüte für den Weltgebetstag überarbeitet worden. Diese Material sowie Arbeitshilfen und Infohefte können im Webshop des WGT  bestellt werden.

Die neue Printversion ist da! Palästina 2024: Aktualisierte Liturgie ist erschienen. (Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee, 04.01.2024)

Stellungnahme des Jerusalemsvereins zur Debatte um den Weltgebetstag der Frauen 2024 (01.12.2023)