Combatants for Peace: Von Feinden, die zu Partnern wurden

24.01.2024 | Es gibt einen anderen Weg! In der Nichtregierungsorganisation „Combatants for Peace“ setzen sich Israelis und Palästinenser, die früher mit einer Waffe in der Hand gekämpft haben, gewaltfrei für ein Ende der Besatzung und Frieden im Nahen Osten ein.

Am 27. Oktober 2023 sprachen zwei Friedensaktivisten, der Israeli Rotem Levin und der Palästinenser Osama Iliwat, im Berliner Missionswerk über entscheidende Kehrtwenden in ihrem Leben.

Alle Teilnehmenden waren spürbar nervös. Der durch nichts zu entschuldigende Terror der Hamas in Israel am 7. Oktober und der israelische Militärschlag gegen Gaza warfen ihre Schatten auf die Veranstaltung mit den Combatants for Peace in Berlin. Im Vordergrund deren Friedens- und Bildungsarbeit stehen „personal stories“, die Lebensgeschichten der Friedensaktivistinnen und -aktivisten mit den Werten und Sichtweisen, die die unterschiedlichen Lebensabschnitte prägen.

Rotem Levi fängt an, von seinem Leben zu erzählen. Äußerlich hat er alles Soldatische abgelegt, er wirkt eher zurückhaltend und ist sichtlich tief erschüttert von der Situation in seiner Heimat.

„Wir leben in schweren Zeiten”, beginnt er, „was am 7. Oktober geschah, war furchtbar. Die Familien der Geiseln und diejenigen, die Familienangehörige verloren haben, leiden sehr. Unsere Familien und Freunde sind sehr verängstigt, niemand fühlt sich sicher …”

Levin blickt zurück auf seine Jugendzeit. Die habe er sehr unbeschwert und ohne jede Berührung mit Gewalt in einem israelischen Dorf nicht weit von Tel Aviv verbracht. Palästinenserinnen und Palästinenser habe er nur als Haushaltshilfen oder Hilfsarbeiter kennengelernt: „die Frau, die in unserem Haus geputzt hat, der Mann, der das Auto meines Vaters repariert hat”. Diese Beschäftigungsverhältnisse von Palästinensern in Israel, die mit Arbeitserlaubnissen aus der Westbank oder Gaza kommen, beschreibt er als mehr als prekär. Auch in den Schulen gab es keine Begegnungen zwischen israelischen Juden und Palästinensern, da beide Bevölkerungsgruppen getrennt voneinander unterrichtet werden.

Mit 17 Jahren endete für Levin die unbeschwerte Jugend. Während einer staatlich organisierten Reise zu den Konzentrationslagern in Polen lernte er „niemals zu vergessen, was die Deutschen uns antaten” und Schlüsse aus der Geschichte seines Volkes auf die Gegenwart zu ziehen: „Wenn wir uns nicht selbst beschützen, werden die Palästinenser uns das gleiche antun.“ Dieses Bedrohungsgefühl werde dadurch verstärkt, das Juden zu Palästinensern in der Regel keine persönlichen Berührungspunkte haben und nichts über die deren Geschichte, einschließlich der Nakba („Katastrophe“ – Vertreibung von etwa 750.000 Palästinensern 1947-49) wissen.

Während der Zweiten Intifada (2000-2005) wirkten die Bombenanschläge palästinensischer Attentäter sehr stark auf ihn: „Ich hatte Angst, in Busse einzusteigen, und wenn ich jemanden Arabisch sprechen hörte, habe ich den Bus gleich beim nächsten Halt verlassen“.

Seinen Militärdienst begann Levin bei der Luftwaffe, aber er musste sie nach einem Jahr verlassen. „Wenn das nicht geschehen wäre, würde ich heute vielleicht Gaza bombardieren.“ Der Wechsel in eine Aufklärungskompanie führte ihn auch ins Westjordanland. Er beschreibt, wie seine Einheit bewusst die palästinensische Bevölkerung im Dorf Tekoa eingeschüchtert hat: „Wir wurden mitten in der Nacht zu einem Dorf gebracht. Es gab keinen richtigen Grund dafür, keine geheimdienstlichen Hinweise. Die Einwohner sollten unsere Anwesenheit spüren und verängstigt werden. Der Kommandant befahl mir und einem befreundeten Soldaten, eine Blendgranate auf den Hof eines Hauses zu werfen, allein um Schrecken zu verbreiten.“

Zwei Jahre nach dem Ende seines Militärdienstes schloss sich Levin einem Freund an, der ein jüdisch-palästinensisches Dialogseminar in Deutschland besuchen wollte. „Es hat mein Leben verändert“, fasst er seine Erfahrungen zusammen, „zum ersten Mal in meinem Leben traf ich Palästinenser von Angesicht zu Angesicht … Es war das erste Mal, dass ich von den (palästinensischen) Flüchtlingen hörte; und es war das erste Mal, dass ich in die Augen der Palästinenser blickte und sie weinen sah.“ Das führte Rotem Levin dazu, sich den Combatants for Peace anzuschließen und Friedensaktivist zu werden. Die Begegnung mit Beduinen als Patienten während seines Medizinstudiums brachte ihn dazu, intensiv die arabische Sprache zu lernen. Das gab ihm die Möglichkeit „die Palästinenser auf einer tieferen Ebene kennenzulernen“. Heute habe er viele enge palästinensische Freunde, die er als neue „Familie“ bezeichnet. Je näher er sie und ihren Schmerz kennengelernt habe, desto klarer habe er die Ungerechtigkeit in Israel/Palästina erkannt, etwa die großen Chancenungleichheiten von Jüdinnen und Juden auf der einen und Palästinenserinnen und Palästinensern auf der anderen Seite, die anhaltende Verdrängung und Vertreibung von Palästinensern aus ihrer Heimat sowie die untragbaren Lebensbedingungen in Gaza.

In der Diskussion nach dem Vortrag wurde anknüpfend an die Schilderung der Besuche von KZ-Gedenkstätten – sowohl von Levin als auch von Iliwat – die Frage nach der Erinnerungskultur aufgeworfen. Levin bemerkte dazu, dass sich Israel ganz auf das Gedenken des Holocausts konzentriere und Spuren des palästinensischen Erbes in Israel verwischt. Zum Beispiel seien die Gelände von palästinensischen Dörfern, die 1948 zerstört wurden, so mit Bäumen bepflanzt worden, dass man überhaupt keine Überreste mehr sieht. In israelischen Städten mit heute gemischter, jüdisch-palästinensischer Bevölkerung wie Jaffa oder Haifa erinnern Denkmäler ausschließlich an die „Befreiung“ von 1948. Während des Unabhängigkeitskrieges wurden aber viele Palästinenser aus diesen Städten vertrieben. Seitdem lebt jüdische Bevölkerung in ihren Häusern.

Auch im Schulunterricht werde das palästinensische Erbe nicht angesprochen: „Man findet in unseren Schulbüchern kein einziges Wort über die palästinensische Geschichte.“

Osama Iliwat erzählt seine Lebensgeschichte sehr detailliert und bildhaft. Er „würzt“ sie mit Anekdoten und ironischen Bemerkungen. Als Kind wuchs er in Jerusalem auf, seine Familie wurde 1948 aus einem palästinensischen Dorf zwischen Tel Aviv und Jerusalem vertrieben. Aber auch die neue Heimat in Jerusalem verlor die Familie: Ende der 80er Jahre zog sein Vater nach Jericho, um dort zu arbeiten. Dadurch verlor er sein Aufenthaltsrecht in Jerusalem; nach einem israelischen Gesetz verlieren Araber, die in Jerusalem wohnen, nach einer drei- bis fünfjährigen Abwesenheit das Recht dort zu wohnen. Osama musste im Alter von zehn Jahren nach Jericho ziehen. Er erzählt: „Ich war mit dem Fahrrad auf dem Weg zu meiner Schule, als mich Soldaten anhielten. Sie waren schwer bewaffnet und hatten Uniformen an. Ich hatte Angst und wusste nicht, was ich zu ihnen sagen sollte, weil sie nicht meine Sprache sprechen, obwohl sie mein Leben kontrollieren. Danach ging ich weinend und verängstigt nach Hause und fragte meine Mutter, wer diese Soldaten sind.“ Vor dieser Begegnung habe er nie etwas Schlechtes über Juden gehört. Nun antwortete ihm seine Mutter: „Das waren Juden“. „Wir haben als Palästinenser das Problem, dass wir sie nicht die israelischen Soldaten nennen, sondern die Juden“ kommentiert er aus heutiger Sicht diese Bemerkung seiner Mutter, „das war der erste Eindruck von Juden in meinem Leben … Ich bin mit viel Angst vor den Juden aufgewachsen.“ Der Einsatz von Tränengas sei allgegenwärtig gewesen. „Wir mussten als Kinder in unseren Betten ohne Licht und mit einer halben Zwiebel unter dem Kissen schlafen, weil das gegen das Tränengas helfen sollte. Die Soldaten kamen und klopften an die Türen jedes einzelnen Hauses … Jedes Mal, wenn sie an die Tür klopften, hatten wir Angst, umarmten uns und weinten.“ Eine Nacht grub sich tief in seine Erinnerung ein: „Einmal sprengten sie die Tür und drangen ins Haus ein. Ich sah, wie sie meinen Vater mitnahmen und vor unseren Augen verprügelten, mein Held, der mich vor diesem Leben schützen sollte, wurde vor meinen Augen verprügelt und misshandelt. An diesem Tag habe ich beschlossen, wen ich in Zukunft als Feind ansehen werde, und ich wollte mich rächen.“

Osamas erster Akt des Widerstands war, bewaffnet mit einer Spraydose, ein Free-Palestine-Graffiti. Es folgte das Hissen einer aus T-Shirt-Stoff leidlich zusammengenähten Palästina-Flagge an einem Baum nahe seiner Schule. Vier Tagen danach wurde er zum ersten Mal verhaftet. Auf zwei Tage Einzelhaft folgte ein fünfstündiger Gefangenentransport in Handschellen und mit verbundenen Augen. Im Gefängnis angekommen, erfuhr er von einem Mithäftling, dass er sechs Monate Administrativhaft verbüßen müsse. Osama Iliwat erklärt: „Administrativhaft bedeutet, dass jeder (israelische) Kommandeur einen Palästinenser ohne Gerichtsverfahren ins Gefängnis stecken kann, für eine Dauer von einem Tag bis zu drei Jahren. Sie sagen dir normalerweise nicht, wie lange du inhaftiert wirst.“ Die Wirkung auf den Häftling: „Ich habe im israelischen Gefängnis alles Schlechte über die Juden gelernt … Es ist ein Ort, der in uns mehr und mehr Hass hervorbringt.“

Nach seiner ersten Haft fing Iliwat an, Steine und Molotowcocktails zu werfen, mit der Konsequenz, ein zweites Mal verhaftet zu werden. Dieses Mal erwarteten ihn sieben Jahre Haft. Aufgrund des ersten Oslo Vertrages wurde er jedoch vorzeitig entlassen und beschloss, der Polizei der Palästinensischen Autonomiebehörde beizutreten: „Ich wollte stark sein wie ein Soldat und eine Waffe haben. Ich wollte meine Familie und meine Schwestern beschützen.“

1996 ereignet während seines Polizeidienstes eine Tragödie: „Einer meiner Freunde, der mit mir bei der Polizei war, wurde von Soldaten getötet. Wir wollten eine der Siedlungen gemäß dem Oslo-Abkommen vor Palästinensern schützen, die Steine auf sie warfen. Danach war ich sehr wütend auf die Palästinensische Autonomiebehörde. Wie kann es sein, dass sie mich schicken, um Juden zu beschützen, und die Juden töten meinen Freund?“ Aus Rache plante Iliwat einen Anschlag. Die Palästinensische Autonomiebehörde bekam allerdings Wind davon und steckte ihn für einen Monat ins Gefängnis. Die folgenden Jahre erlebte er als relativ friedlich.

2002 saß er in einem Internetcafé. Seine Arbeit wurde durch Lärm gestört: „Draußen sah ich palästinensische Frauen, die aus einem palästinensischen Taxi ausstiegen und M16-Gewehre trugen. Sie riefen etwas auf Hebräisch und erschossen vor meinen Augen zwei  Leute. Dann begriff ich, dass es keine palästinensischen Frauen waren, sondern verkleidete [israelische] Soldaten. Nur weil ich dort stand, wurde ich für drei Tage verhaftet. Danach dachte ich: „Egal was ich tue, ob ich kämpfe oder in einem Internetcafé sitze, ich bin eine Zielperson – und ich wollte Widerstand leisten, bis ich sterbe, weil das Leben so sinnlos war.“ Iliwat schloss sich daraufhin erneut dem Widerstand an. „Ich hatte immer eine kleine Waffe bei mir, um meinem Leben ein Ende zu setzen, falls sie mich erwischten, glücklicherweise wurde ich nicht getötet und nicht verhaftet.“ Die meisten seiner Freunde hatten nicht so viel Glück und wurden getötet.

Nach dem Ende der Zeiten Intifada weigerte sich Iliwat, seine Waffe niederzulegen und wurde deshalb von der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) verhaftet. In der Haft erfuhr er, dass ein befreundeter Widerstandskämpfer aus Nablus in seinem Haus von israelischen Soldaten getötet wurde, obwohl er in ein Amnestieabkommen einbezogen war. Der gleiche Freund versuchte wenige Tage vorher Iliwat telefonisch davon zu überzeugen, dem Widerstand abzuschwören.

Nach der Haft wurden seine erneuten Versuche, in den Widerstand zu gehen, von der PA unterbunden, und er konzentrierte sich darauf, sich weiterzubilden.

Eines Winters fuhr Osama Iliwat nach Bethlehem. Er wollte dort unbedingt den Schnee sehen, der in seiner Heimat Jericho nie fällt. Auf der Suche nach einer Mitfahrtgelegenheit traf er einen alten Bekannten, der bereit war, ihn mit nach Jericho zu nehmen. Der Bekannte schlug vor, zuerst in Beit Jala in einem Hotel zu essen und wies darauf hin, dass dort auch Friedensaktivsten zugegen sind. Iliwat stimmte mit knurrendem Magen zu und machte sich keine großen Gedanken, was es mit den Friedensaktivisten auf sich habe. Im Hotel angekommen betraten sie einen Versammlungsraum. Iliwat sah in dem Raum jemanden mit einer Kippa sitzen und sagte erstaunt zu seinem Bekannten: „Ahmed, das kann doch nicht der richtige Raum sein!“ Ahmed: „Natürlich ist das der richtige Raum!“ „Aber hier sind doch Juden!” „Ja, hier sind Juden, einige von ihnen glauben an den Frieden.“  „Ahmed, bist Du blöd? Sie haben ihren eigenen Premierminister umgebracht, der Frieden erreichen wollte!“ Iliwat wurde wütend und wollte den Ort verlassen, fürchtete aber, dass er keine andere Gelegenheit für eine Heimfahrt finden würde. Dann spitzte er doch seine Ohren. Eine hebräisch sprechende Frau wurde übersetzt. „Sie sprach so über Palästinenser, wie über Menschen.  Sie sprach sich gegen die Besatzung aus. Auch mit der Bombardierung Gazas 2009 war sie nicht einverstanden – „Ich war erstaunt“, erinnert sich Illiwat. „Ist das eine Jüdin?“ „Ja!“

Die Überraschung darüber, dass es „eine gute jüdische Person auf unserem Planeten“ geben könne, bewog Iliwat dazu, nach einigen Tagen zu einem anderen Treffen mit Friedensaktivisten zu gehen. Dort begegnete er Yonatan Shapira, einem ehemaligen Piloten der israelischen Luftwaffe und Mitbegründer der Combatants for Peace. Shapira wurde aus dem Militärdienst entlassen, weil er sich weigerte, in Gaza ein zwölfstöckiges Haus mit vielen Familien zu bombardieren, um einen Hamas-Führer zu töten. Shapira erklärte Iliwat, dass er bereit sei, für sein Land zu kämpfen, aber nicht auf diese Art und Weise. Das seien nicht sein Kampf und auch nicht sein Verständnis vom Judentum. Zwischen dem Judentum und dem Besatzungsregime gebe es einen Unterschied.

„Mit diesen Worten öffnete er mein Herz“, sagte Iliwat, „aber es bewegte mich, dass er meinen Schmerz [als Palästinenser] wahrnehmen konnte, aber ich nicht seinen Schmerz [als Juden].“ Er beschloss, das erste Mal in seinem Leben in ein Flugzeug zu steigen um die Konzentrationslager zu sehen, sich mit dem Narrativ der jüdischen Menschen vertraut zu machen und ihren Ängsten zu begegnen. „Ich begann, um meine Feinde zu weinen und verstand, dass es kein jüdisches oder palästinensisches Blut gibt, sondern nur menschliches Blut. Wir haben beide unsere eigenen Traumata, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Keiner versucht, diese Traumata zu heilen, eher werden sie verstärkt“, beschreibt Iliwat seine Gedanken über die Erfahrungen in Europa.

Zurück in seiner Heimat beschloss, Iliwat, Menschen zusammenzuführen und Begegnungen zu ermöglichen. Er gründete „Visit Palestine“ und lud Israelis ein, palästinensische Städte zu besuchen, um sich mit der palästinensischen Lebenswirklichkeit unter der Besatzung vertraut zu machen. Seinen jüdischen Gästen erklärt er: „Ihr habt es verdient in Sicherheit zu leben, aber wenn ich nicht frei leben kann, ist Eure Sicherheit gefährdet, und ich kann nicht frei leben, wenn Ihr keine Sicherheit habt.“

Als Friedensaktivist trägt Osama Iliwat bei den Combatants for Peace inzwischen Verantwortung im Vorstand. Sein Mitstreiter Rotem Levin erzählt über die Arbeit der Organisation: „Unter normalen Umständen – nicht in Krisenzeiten wie heute – reden wir mit israelischen Teenagern um die 17 Jahre vor ihrem Armeedienst. Wir erzählen ihnen unsere Lebensgeschichten (personal stories). Es ist für sie eine besondere Erfahrung, weil sie in der Regel zum ersten Mal persönlich mit einem Palästinenser ins Gespräch kommen. Wir gehen aber auch mit unseren Bildungsangeboten auf junge Erwachsene in den frühen Zwanzigern nach dem Armeedienst zu. Aus dieser Gruppe kommen die später besonders engagierten Friedensaktivisten.”

Hinsichtlich der Situation in Israel nach dem Hamas-Terror vom 7. Oktober 2023 beklagt Levin, dass es keine richtige Meinungsfreiheit mehr gebe. So werden palästinensische Israelis entlassen, von den Universitäten ausgeschlossen oder verhaftet, wenn sie sich in sozialen Medien mit der Bevölkerung Gazas solidarisieren. „Man muss nur ein Foto von einem toten Kind in Gaza posten“, ergänzt Iliwat. Für Palästinenser in der Westbank gilt das gleiche: „Es kann sein, dass Osama an der Grenze verhaftet wird, wenn er nach Palästina zurückkehrt. Zwei Freunde von uns aus der Westbank sind gerade für einen Monat in Israel inhaftiert.“ Juden sind von solchen Maßnahmen nicht betroffen, haben aber wegen des gesellschaftlichen Drucks oft Angst, sich frei zu äußern. Das hat auch Folgen für die Combatants for Peace: Nicht wenige Unterstützerinnen und Unterstützer kehren ihnen nun den Rücken zu.

Dagegen hätten rechtsgerichtete jüdische Israelis alle Freiheiten, sie können ohne Konsequenzen zur Gewalt aufrufen und in der Westbank von den Siedlungen aus auch gegenüber Palästinensern ausüben, betont Iliwat. Nach dem 7. Oktober sei diese Gewalt noch weiter eskaliert. Trotzdem möchte er die Hoffnung nicht aufgeben: „Nach der Finsternis geht die Sonne wieder auf.“

 

Dieser Beitrag wurde in zwei Teilen in der Zeitschrift „Im Lande der Bibel“ veröffentlicht, Ausgaben 3/2023 und 1/2024

Foto: Combatants for Peace