Präses Annette Kurschus (Evangelische Kirche von Westfalen) zeigt sich bestürzt über die Bedrohung von Jüdinnen und Juden in Deutschland und die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten.
„Dass Jüdinnen und Juden in Deutschland für die Welle der Gewalt im Heiligen Land und die Politik der israelischen Regierung verantwortlich gemacht und bedroht werden, ist nicht hinnehmbar und durch nichts zu rechtfertigen“, erklärte Präses Annette Kurschus, leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) im Hinblick auf die gewalttätigen Ausschreitungen in den vergangenen Tagen, die sich auch gegen Synagogen, jüdische Einrichtungen und Mahnmale richteten. „Zugleich bin ich bestürzt über die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten.“ Die Evangelische Kirche von Westfalen ist dem Jerusalemsverein eng verbunden.
Zu den Ursachen der neu aufgeflammten Gewalt und den Hoffnungen in Israel und Palästina sagte Pfarrer Ralf Lange-Sonntag, Referent im Landeskirchenamt der EKvW für die Beziehungen zu den Kirchen im Nahen und Mittleren Osten und Mitglied des JV-Vorstandes: „Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern besteht seit langem und ist äußerst komplex. Einseitige Schuldzuweisungen sind weder möglich noch führen sie zu etwas. Das Gemisch von Provokationen, Einschränkungen und Gewaltanwendung nährt Aggressionen, die sich regelmäßig Bahn brechen.“
Im Ramadan sei es zu Ausschreitungen in Jerusalem gekommen. Ein weiterer Konflikt betreffe die drohende Zwangsräumung in arabisch geprägten Dörfern im Großraum Jerusalem. Mit dem Raketenbeschuss sei eine neue Stufe der Eskalation erreicht.
Bischof Sani Ibrahim Azar, der leitende Geistliche der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land, hatte bereits in einem Brief am 8. Mai seine große Sorge wegen der Spannungen und der zunehmenden Gewalt ausgedrückt. Er sehe die Schuld an der derzeitigen Situation vor allem bei den Provokationen der jüdischen Siedlerbewegungen und beim israelischen Militär, berichtet Lange-Sonntag. Alle Konfliktparteien rufe Bischof Azar auf, alles zu beenden, was Hass und Gewalt sät, und stattdessen verantwortlich zu handeln und das Leben der Beteiligten zu schützen. Auch einige jüdische Gesprächspartner, die sich für Frieden und Menschenrechte einsetzen, kritisierten die Provokationen und Gewaltanwendungen.
Präses Kurschus betonte: „Um die Region zu stabilisieren, bedarf es der Begegnung über Grenzen hinweg, fairer Gespräche, Kompromissbereitschaft, zunehmender Freiheit und Perspektiven für die Zukunft.“
Die EKvW hält es für besonders wichtig, mit den Menschen in Israel und in Palästina im Gespräch zu bleiben und ihre Erfahrungen, Sorgen und Hoffnungen ernst zu nehmen. Dort, wo Begegnungen immer schwieriger werden und Radikale beider Seiten versuchen, diese zu diskreditieren und zu verhindern, unterstützt die EKvW Organisationen, die sich für Verständigung und Austausch stark machen und Hoffnungszeichen setzen. „Zugleich gilt es, einerseits die Komplexität des Konfliktes wahrzunehmen und sich einzugestehen, dass es keine einfachen Lösungen gibt, andererseits müssen Missstände und Rechtsverstöße konkret benannt werden“, sagte der Nahost-Referent.
Foto: EKvW / Jörg Dieckmann