Palästinensisches Mädchenfußball-Team aus Talitha Kumi spielt in Berlin

Vom 8. bis 14. Mai 2019 waren junge Sportlerinnen aus Palästina in Deutschland: Ein Trainingscamp, ein Trainingsbesuch bei einer der besten Frauenfußballmannschaften Europas, eine ausverkaufte Partie in der 2. Bundesliga, ein kämpferisch geführtes Freundschaftsspiel und viele interessante Begegnungen erwarteten das Team.

Eingeladen wurden die palästinensischen Fußballerinnen von dem Berliner Fußball-Verband (BFV), der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und dem Berliner Missionswerk.

Als Gast im Landesleistungszentrum des Berliner Fußball-Verbandes in Wannsee trainierte das Team dort an jedem Vormittag. Die erste Exkursion führte die Mädchen nach Potsdam auf das Trainingsgelände des 1. Frauenfußballclubs Turbine Potsdam. Der Verein gehört zu den stärksten und erfolgreichsten Teams des deutschen und europäischen Frauenfußballs, mit zwei Europapokalsiegen, sechs gesamtdeutschen Meisterschaften, sechs DDR-Meisterschaften und drei gesamtdeutschen Pokalsiegen. Unser Team konnte das Training der Fußball-Profis beobachten und anschließend mit vier Turbine-Spielerinnen ins Gespräch kommen.

Ein erstes Freundschaftsspiel stand in Berlin-Frohnau auf dem Programm. Dort besichtigten die Talitha-Schülerinnnen die Evangelische Schule Frohnau und trafen auf eine spontan gegründete Mädchenmannschaft.

Am Sonntag, den 12. Mai fand sich das Team im ausverkauften Stadion “Alte Försterei” zwischen 22.000 Zuschauern wieder. Es war sicherlich der emotionale Höhepunkt der Reise. Die Heimmannschaft, der 1. FC Union Berlin, spielte in der 2. Bundesliga gegen den 1. FC Magdeburg und gewann mit 3:0. Es ging um viel! Mit dem Sieg sicherte sich der 1. FC Union die Teilnahme an einem Entscheidungsspiel zum Aufstieg in die 1. Bundesliga und hielt sich die Möglichkeit offen, direkt aufzusteigen. “Wow, die Stimmung war echt super! Wir waren vorher noch nie in einem Fußballstadion”, kommentierte Talitha-Captain Nicole Alsous den Stadionbesuch.

Die größte Herausforderung wartete am nächsten Tag auf die Talitha-Fußballerinnen: ein Freundschaftsspiel gegen ein starkes Mädchenteam von  Türkiyemspor Berlin in Kreuzberg. Die kämpferische Partie endete 2:2. Den Sieg vor Augen – Talitha führte in der 2. Halbzeit lange mit 2:1 – war das hochmotivierte Team etwas enttäuscht von dem Ergebnis, lieferte aber eine tolle Leistung in der Begegnung.

Zum Abschluss der Reise hatten die Mädchen die Ehre, im Auswärtigen Amt empfangen zu werden. Mit dabei war der neue  Direktor des Berliner Missionswerkes, Dr. Christof Theilemann.

Begleitet wurden die Fußballerinnen von den beiden Trainern und Sportlehrern Walid Alshatla und Ziyad Alquadi.

Die Sammelaktionen zweier Fußallbegeisterter haben entscheidend dazu beigetragen, das Fußballcamp zu ermöglichen: Dr. Jörg Antoine, Präsident des EKBO-Konsistoriums sammelte bereits im letzten Sommer im Rahmen seines 50. Geburtstages die beachtliche Summe von 7.000 Euro. Anlässlich seines Abschiedes aus dem Berliner Missionswerk bat auch Pfarrer Roland Herpich, bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand Direktor des Berliner Missionswerkes, im Rahmen seines Abschiedsgottesdienstes Ende April um Unterstützung für die Talitha-Kickerinnen. Dabei kamen Spenden im Wert von 2.375 Euro zusammen.

Im Fußball-Team von Talitha Kumi spielen christliche und muslimische Schülerinnen Seite an Seite. Der pädagogische Ansatz des evangelisch-lutherischen Schulzentrums basiert auf ganzheitlicher Bildung und Friedensarbeit.Einige der Mädchen im Fußball-Team spielen auf sehr hohem Niveau und haben es in die palästinensische U-15-Auswahl geschafft.

„Fußball ist mein Weg“, sagt Natalie Abu Dayyeh. Die 14-jährige Palästinenserin will Profisportlerin werden. Vor einigen Jahren hat sie sich für die palästinensische U-15-Auswahl qualifiziert und bei internationalen Turnieren mitgespielt.
„Wir unterstützen das sportliche Engagement der Schülerinnen“, sagt Jens Nieper, Nahostreferent des Berliner Missionswerkes und Geschäftsführer des Jerusalemsvereins. „Fußball stärkt das Selbstbewusstsein der Mädchen. Sie haben durch hartes Training schon viel erreicht, einige haben bereits eine klare Perspektive für ihr zukünftiges Leben entwickelt.“
„Fußball hat eine verbindende Kraft“, erklärt Andreas Goetze, Landeskirchlicher Pfarrer für den interreligiösen Dialog der EKBO und Vorstandsmitglied des Jerusalemsvereins. Er betreute das Berlin-Programm der Fußballerinnen zusammen mit Jens Nieper. „Wer auf dem Platz fair miteinander umgeht, tut dies auch im Leben“, so Goetze, der selbst Fußball spielt und beim jährlichen interreligiösen Match in Berlin „Pfarrer gegen Imame“ das Tor der Pfarrer hütet.