Rückblick auf den Westfälischen Regionaltag des Jerusalemsvereins

20.11.2022 | Unter dem Titel „Christliches Engagement in Palästina“ kamen Unterstützerinnen und Unterstützer der evangelischen Schularbeit im Heiligen Land zu dem Westfälischen Regionaltag des Jerusalemsvereins zusammen.

Erstmals fand am 12. November 2022 im Haus Villigst bei Schwerte ein Regionaltag des Jerusalemsvereins statt, zu dem speziell die westfälischen Förderinnen und Förderer der evangelischen Schularbeit im Heiligen Land eingeladen worden waren. Nach der langen Corona-Zeit, während der Veranstaltungen in Kirchengemeinden und anderen Unterstützerforen kaum durchgeführt werden konnten, wollten die westfälischen Vorstandsmitglieder und Vertrauensleute des Vereins einen Aufschlag zur Wiederaufnahme der präsentischen Öffentlichkeitsarbeit machen.

Auguste-Viktoria-Hospital

Extra aus dem Heiligen Land angereist war die Repräsentantin des Lutherischen Weltbundes in Jerusalem, Sieglinde Weinbrenner, die vor allem über die Situation des Auguste-Viktoria-Hospitals auf dem Ölberg berichtete. Wegen seiner Lage wird das Hospital vor Ort meist „al-Mutala“ genannt. Der Begriff kommt vom arabischen Wort für „aufsteigen“ bzw. „sichtbar werden“ und bezieht sich auf den Aufgang der Sonne und damit auf die Lage östlich der Altstadt. Der Name spielt wahrscheinlich aber auch darauf an, dass der auf dem Ölberg gelegene Bau derjenige Ort war, den früher von Jordanien nach Jerusalem Reisende als erstes gesehen haben. Das Auguste-Viktoria-Hospital ist eine deutsche Gründung aus dem Jahr 1910 und wurde über Jahrzehnte von Kaiserswerther Diakonissen geleitet. Seit 1948 befindet es sich in der Trägerschaft des Lutherischen Weltbundes. Heute ist es das einzige auf Krebsbehandlung und auf Dialyse spezialisierte Krankenhaus für die Menschen im Westjordanland und im Gaza-Streifen. Im Jahr 2021 wurden hier mehr als 12.400 Patientinnen und Patienten behandelt.  Es wird maßgeblich aus US- und EU-Mitteln finanziert und gerät aufgrund der politischen Situation immer wieder auch in wirtschaftlich schwierige Fahrwasser.

Schulzentrum Talitha Kumi

Neben Sieglinde Weinbrenner war auch Matthias Wolf, Schulleiter der deutschen Schule Talitha Kumi in Beit Jala, aus dem Heiligen Land nach Villigst gekommen. Im Interview befragte Pfarrer Ralf Lange-Sonntag, der für den Nahen Osten zuständige Referent der Evangelischen Kirche von Westfalen, ihn und den neuen Geschäftsführer des Jerusalemsvereins, Pfarrer Dr. Simon Kuntze, zu ihren Werdegängen, Erfahrungen und Visionen bezüglich der evangelischen Schularbeit im Heiligen Land. Deutlich wurde, dass angesichts der aktuellen politischen Rahmenbedingungen und der Auswanderung vieler palästinensischer Christen die Arbeit nicht einfacher wird. Begegnung und Bildung bleiben die Kernaufgaben – insbesondere in Talitha Kumi, das mit seiner geografischen Lage auf der Grenze zwischen palästinensischem Autonomiegebiet (Zone A) und israelisch kontrolliertem Gebiet (Zone C) einer der wenigen Orte überhaupt ist, an dem Israelis und Palästinenser sich treffen können. Nur, wenn beide Seiten einander kennen- und vertrauen lernen, kann Frieden wachsen.

Brass for Peace

Besonders erfrischend war schließlich der Bericht der Brass-for-Peace-Volontärin Karin-Madita Jahn. Sie konnte im vergangenen Jahr nach anfänglich nur digital möglichem Kontakt dann doch in Talitha Kumi und anderen evangelischen Schulen in Bethlehem und Umgebung unterrichten. Durch die Bläserarbeit ist zwar bisher die Trennmauer zwischen Israel und Palästina noch nicht zum Einsturz gekommen, wie es sich ursprünglich der Bethlehemer Pfarrer Dr. Mitri Raheb gewünscht hatte, jedoch entwickeln sich Freundschaften zwischen palästinensischen und deutschen Jungbläsern, die beiden Seiten den Horizont öffnen und das Leben bereichern.

Mit einem herzlichen Dank an die Referenten und Referentinnen sowie an die „Sponsoren“ Evangelische Kirche von Westfalen und Jerusalemsverein endete ein informativer und bewegender Tag zum „Christlichen Engagement in Palästina“.

Nach der langen Coronapause können sich interessierte Gemeinden und Institutionen gerne wieder an die Vertrauensleute Eberhard Helling, Annegret Mayr und Jens Nieper wenden und diese zu Informationsveranstaltungen einladen.

 

Foto (v.l.n.r.): Die Vertrauensleute Annegret Mayr und Eberhard Helling, Karin-Madita Jahn (Brass vor Peace), Ralf Lange-Sonntag (Referent der EKvW und Vorstandsmitglied des Jerusalemsvereins), Matthias Wolf (Schulleiter Talitha Kumi), Sieglinde Weinbrenner (Lutherischer Weltbund Jerusalem) und Dr. Simon Kuntze (Geschäftsführer des Jerusalemsvereins und Nahostreferent des Berliner Missionswerkes). Es fehlen die westfälischen Vorstandsmitglieder Gerhard Duncker und Anja Werth sowie der neue Vertrauenspfarrer Jens Nieper.