30.05.2024 | Seit dem Hamas-Terror am 7. Oktober sind Palästinenserinnen und Palästinenser im Heiligen Land verstärkt Schikanen, unbegründeten Inhaftierungen und Gewalt durch das Militär sowie in Gefängnissen ausgesetzt. Davon sind auch Christen betroffen.
Die US-amerikanische Organisation Churches for Middle East Peace (CMEP) macht auf drei konkrete Fälle aufmerksam:
Layan Nasir, eine 23-jährige palästinensische Christin, wurde Anfang April in den frühen Morgenstunden von israelischen Streitkräften mit vorgehaltener Waffe in ihrem Haus im Westjordanland verhaftet. Das israelische Militär behauptet, Nasir stelle eine Bedrohung für das Gebiet dar, konkretisiert die Anschuldigungen aber nicht. Nasir war bereits 2021 wegen ihrer Mitgliedschaft in einer „linken“ Studentenvereinigung an ihrer Universität in Birzeit verhaftet worden. Sie wird vier Monate lang in Administrativhaft gehalten, ohne konkrete Anschuldigungen oder Gerichtsprozess. Als Bewohnerin des Westjordanlandes unterliegt sie dem Militärrecht, das eine unbegrenzte Verlängerung der Inhaftierung ohne Begründung oder Anklage ermöglicht.
Professorin Nadera Shalhoub-Kevorkian, eine palästinensische christliche Akademikerin mit israelischer und US-amerikanischer Staatsbürgerschaft, wurde vor kurzem in ihrem Haus im armenischen Viertel der Altstadt von Jerusalem verhaftet. Sie wurde von ihrem Posten an der juristischen Fakultät der Hebräischen Universität suspendiert, nachdem sie Israel bei einem Medienauftritt beschuldigt hatte, im Gazastreifen Völkermord zu begehen. Nadera wurde wegen Anstiftung zur Gewalt angeklagt – eine Anklage, die eine erhebliche Haftstrafe nach sich ziehen kann – und war 24 Stunden lang gefesselt im Gefängnis, bevor das Jerusalemer Amtsgericht ihre Freilassung anordnete. Während ihres Verhörs wurde sie misshandelt und gewalttätig behandelt. Medienberichten zufolge gibt es neue Bemühungen, sie erneut zu verhaften.
Shadi Khoury, ein minderjähriger palästinensischer Christ und Schüler der Ramallah Friends School, wurde erstmals im Oktober 2022 festgenommen und steht weiterhin unter Hausarrest. Shadi wurde von den israelischen Streitkräften geschlagen und 44 Tage lang verhört. Er wird beschuldigt, an einem Angriff auf ein israelisches Auto beteiligt gewesen zu sein, als dieses durch das palästinensisch-christliche Viertel Beit Hanina fuhr. Shadi und seine Familie haben alle Anschuldigungen bestritten, und es wurden keine glaubwürdigen Beweise gegen ihn vorgelegt. Dennoch steht Shadi nun ein Gerichtstermin am 16. Mai 2024 bevor – dies ist sein 23. Gerichtstermin in den letzten anderthalb Jahren und könnte über seine Zukunft entscheiden. Seine Großmutter, seine Mutter und seine Familie bitten um Gebete, dass das Verfahren gegen ihn eingestellt wird und er Gerechtigkeit erfährt.
Bitte tragen Sie dazu bei, dass die Geschichten von Shadi, Professorin Shalhoub-Kevorkian, Layan Nasir und all jenen, die in Angst vor Misshandlungen, Schikanen und unrechtmäßiger Inhaftierung im Heiligen Land leben, Gehör finden. Wir bitten Sie um Ihre Verbundenheit, Ihr Gebet und Ihre Unterstützung bei diesen Bemühungen, indem Sie diese Geschichten mit Ihren Gemeinden und Kontakten teilen.
Ausweitung der Administrativhaft seit dem 7. Oktober 2023
Nach Angaben der israelischen Organisation HaMoked sind im Mai 2024 9.088 Personen in israelischer Sicherheitshaft; die überwiegende Mehrheit sind Palästinenserinnen und Palästinenser. 3.424 Personen sind in Administrativhaft, die ohne Anklage oder Gerichtsverfahren verängt werden kann, darunter auch Minderjährige. Im März 2023 gab es um die 1.000 Administrativhäftlinge.
13 palästinensische Gefangene sterben in israelischer Haft
Die BBC berichtet über 13 palästinensische Gefangene, die in den letzten sieben Monaten in israelischen Gefängnissen starben. Nach Angaben der zuständigen Abteilung der Palästinensischen Autonomiebehörde seien größtenteils Gewaltanwendung oder das Verweigern von medizinischer Behandlung die Ursachen. In der BBC-Reportage wird dem Fall von Abdulrahman Mari nachgegangen, einem Zimmermann aus dem Dorf Qarawat Bani Hassan in der Westbank. Er kam wegen der Teilnahme an Protesten, Waffenbesitzes und angeblicher Hamas-Mitgliedschaft in Administrativhaft in Meggido und starb dort. Ein ehemaliger Mithäftling berichtet, dass in dem Gefängnis regelmäßig Gewalt angewendet und dass Abdulrahman Mari heftig zusammengeschlagen wurde. Bei der Obduktion beobachtete Professor Danny Rosin, ein Arzt der zu der Organisation Physicians for Human Rights gehört, dass Maris Körper mit Blutergüssen übersät war und dass er gebrochene Rippen hatte. Die israelische Gefängnisverwaltung dementiert die Vorwürfe der Misshandlung von Gefangenen.
Titelbild: Im israelischen Militärgefängnis in Ofer (Westbank) sitzen auch Menschen in Administrativhaft. Foto: Ryan Rodrick Beiler/Shutterstock.com
Quellen und Links
CMEP Executive Director Highlights Three Palestinian Christian Legal Cases. In: Global Ministries, 29. April 2024
Family of Christian Palestinian woman held in Israeli detention speaks out. In: AL-Monitor, 12. Mai 2024
Bruises and broken ribs – Palestinian deaths in Israeli prisons. In: BBC, 23. April 2024
Israel/OPT: Horrifying cases of torture and degrading treatment of Palestinian detainees amid spike in arbitrary arrests. In: Amnesty International, 8. November 2023